Täterstrategien
Tatpersonen planen sexualisierte Gewalt häufig ganz gezielt und gehen dabei strategisch vor. Sie bauen Vertrauen auf, manipulieren gezielt ihr Umfeld und isolieren das betroffene Kind emotional. Nach außen wirken sie dabei stets freundlich und hilfsbereit.
Manipulation des Umfelds
Täter*innen bemühen sich oft zuallererst um das Vertrauen der Eltern oder anderer Bezugspersonen. Ziel ist es, unverdächtig zu wirken und sich dauerhaft Zugang zum Kind zu sichern. Die soziale und familiäre Nähe ermöglicht es ihnen außerdem, Kontrolle auszuüben. Hier ein paar Beispiele:
- Eine Lehrperson bietet an, dein Kind nach dem Unterricht nach Hause zu fahren, „um dir Zeit zu sparen“.
- Eine Person aus der Nachbarschaft ist immer zur Stelle, wenn du Unterstützung brauchst.
- Jemand aus dem Verein engagiert sich besonders viel, übernimmt extra Fahrdienste oder Einzeltrainings.
Solche Personen wirken oft besonders verantwortungsbewusst und hilfsbereit. Genau das schützt sie vor einem Verdacht und macht es Eltern schwer, Warnsignale zu erkennen.
Manipulation des Kindes
Gleichzeitig bauen Täter*innen eine Beziehung zum Kind auf, die auf Vertrauen, Geheimhaltung und psychischem Druck basiert. Kinder werden erst emotional abhängig gemacht und dann eingeschüchtert oder in Loyalitätskonflikte gebracht. Das kann sich z. B. so anhören:
- „Das ist unser Geheimnis. Niemand würde das verstehen.“
- "Wenn du das jemandem erzählst, bekomme ich großen Ärger oder muss wegziehen.“
- „Ich mache das nur, weil ich dich besonders gernhabe!“
- „Du möchtest doch nicht, dass deine Eltern traurig sind, oder? Also sag besser nichts.“
Oft werden Kinder auch mit Geschenken, besonderen Erlebnissen oder Aufmerksamkeit „belohnt“. Gleichzeitig erleben sie Schuld, Angst und Scham – Gefühle, die sie davon abhalten, sich jemandem anzuvertrauen.
Je besser ein Kind seine Gefühle kennt und Grenzen setzen kann, desto schwerer wird es für Täter*innen, es zu manipulieren. Die gute Nachricht: Eltern können ihre Kinder mit einfachen Maßnahmen schützen und stärken. Dazu gehört z. B. innerhalb der Familie, Gefühle und Körperteile richtig zu benennen, körperliche Selbstbestimmung zu üben, gute und schlechte Geheimnisse voneinander zu unterscheiden und über schlechte Erfahrungen sprechen zu dürfen.
Wichtig: Je näher die Tatperson dem Kind steht, desto schwerer ist es für das Kind, sich aus den Macht- und Abhängigkeitsstrukturen zu lösen.