Zöliakie bei Kindern

Weder Allergie noch Unverträglichkeit: Zöliakie ist eine autoimmune Reaktion, die durch Gluten entsteht. Da sie ein Leben lang bleibt, ist es wichtig, gut informiert zu sein. Wir haben die wichtigsten Fakten und Tipps gesammelt.

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Weder Allergie noch Unverträglichkeit: Zöliakie ist eine autoimmune Reaktion, die durch Gluten entsteht. Da sie ein Leben lang bleibt, ist es wichtig, gut informiert zu sein. Wir haben die wichtigsten Fakten und Tipps gesammelt.

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Eine Zöliakie erkennen

Wenn die erste Breimahlzeit auf dem Speiseplan steht, bricht für Eltern und Baby eine neue Zeit an. Leider ist die neue Mahlzeit nicht immer eine positive Erfahrung: Babys können nach einem Getreidebrei reizbar sein sowie an Durchfall oder Erbrechen leiden. Sollte man dies bemerken, geht man am besten zur Kinderarztpraxis. Die Kinderärztin oder der Kinderarzt stellt möglicherweise eine Zöliakie fest: Eine lebenslange Darmerkrankung, bei der man an einer Autoimmunreaktion gegenüber Gluten leidet. Neben dem Darm können auch andere Organe betroffen sein, weshalb man von einer Systemerkrankung spricht.

Symptome und Häufigkeit

Neben Reizbarkeit und Verdauungsstörungen können blasse Haut, Appetitlosigkeit, Interessenlosigkeit und Müdigkeit auftreten. Auch ein Blähbauch und eine Gewichtsabnahme können Symptome einer Zöliakie sein. Da manchmal nur ein einziges dieser Symptome auftritt, wird die Erkrankung oft spät entdeckt.

Das passiert bei einer Zöliakie:

  • Im Dünndarm wird die aufgenommene Nahrung zerlegt und die Nährstoffe gelangen über die Schleimhaut in den Körper.
  • Bei Betroffenen bewirkt Gluten jedoch eine chronische Entzündung der Darmschleimhaut.
  • Dadurch werden nicht mehr genügend Nährstoffe aufgenommen und es kommt zu Mangelerscheinungen.

Wusstest du, dass 80 bis 90 % der Betroffenen nichts von ihrer Zöliakie wissen, weil sie keine typischen Symptome aufweisen? Man schätzt, dass etwa eine von 100 Personen eine Zöliakie hat. Sie kann in jedem Alter ausbrechen – in der Regel jedoch vom 1. bis zum 8. Lebensjahr. Die häufigste Begleiterkrankung ist Diabetes mellitus Typ 1. Etwa 5 bis 10 % aller Personen mit Zöliakie sind auch an einem Typ-1-Diabetes erkrankt und umgekehrt etwa der gleiche Anteil Typ-1-Diabetiker*innen an einer Zöliakie.

Therapie: Glutenfrei ernähren

Die schlechte Nachricht ist, dass eine Zöliakie nicht ursächlich behandelt werden kann. Die Therapie besteht in einem vollständigen und lebenslangen Verzicht auf glutenhaltige Nahrungsmittel. Die gute Nachricht: Bei strenger Einhaltung einer glutenfreien Ernährung erholt sich der Darm ruckzuck. Die Symptome verschwinden, das Allgemeinbefinden verbessert sich, der Appetit nimmt wieder zu und die Verdauungsstörungen sind weg. Eventuell kann es sinnvoll sein, einen bestehenden Nährstoffmangel nach Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt kurzfristig durch Nahrungsergänzungsmittel auszugleichen. Und einer guten Entwicklung deines Kindes steht nichts im Wege.

Ernährungstipps bei Zöliakie

Auf Gluten zu verzichten, ist gar nicht so leicht. Es kann in allen verarbeiteten Lebensmitteln versteckt sein, die Verdickungsmittel, Geschmacksverstärker, Emulgatoren, Stabilisatoren oder andere Zusatzstoffe enthalten. Dazu zählen z. B. Wurstwaren, Frischkäsezubereitungen, Eis, Schokolade, Milchprodukte mit Frucht, Pommes frites und Nuss-Nougat-Cremes.

Glutenhaltige Zutaten müssen seit dem 25.11.2005 zwar auf verpackten Produkten angegeben werden – aus Weizenstärke gewonnener Zucker fällt aber nicht unter die Kennzeichnungspflicht. Es gibt jedoch Weizenstärke, die als glutenfrei gekennzeichnet ist. Diese können Betroffene bedenkenlos essen.

Viele selbstverständliche Nahrungsmittel sind mit einer Zöliakie-Diagnose tabu:

  • Weizen, Roggen, Dinkel, Hafer und verwandte Getreidesorten sowie alle daraus hergestellten Lebensmittel wie Nudeln, Brot, Kekse, Paniermehl, Flocken, Grieß und Mehl
  • Erlaubt sind die glutenfreien Getreidearten: Reis, Mais, Hirse sowie Buchweizen, Amaranth und Quinoa.
  • Reis- und Hirsenudeln gibt es beispielsweise in Naturkostläden.
  • Auch alle unverarbeiteten Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Milch, Joghurt, Quark, Fleisch, Fisch, Pflanzenöle, Nüsse, Zucker, Kräuter und Gewürze können bedenkenlos gegessen werden.

In einigen Fällen kann die Darmschleimhaut allerdings schon so geschädigt sein, dass die Milchzucker-Verdauung gestört ist. Bei dieser sogenannten sekundären Laktoseintoleranz sollten Milch und Milchprodukte eine Zeitlang durch Sojaprodukte ersetzt werden. Klar, die neue Ernährungsform ist zunächst für alle mit Umstellungsstress verbunden. Eintönig wird die Ernährung aber nicht: Es gibt zahlreiche spezielle Kochbücher mit super leckeren Rezepten.

Wichtig: Alle ins Boot holen

Das Baby bzw. Kind sollte seinem Alter entsprechend über verbotene Lebensmittel Bescheid wissen. Besonders wichtig ist zudem das familiäre bzw. soziale Umfeld: Alle Kontaktpersonen wie Verwandte, Freund*innen und Erzieher*innen sollten über Zöliakie informiert sein. Umfangreiches Wissen bietet z. B. die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft – wir haben wichtige Tipps und Hinweise zusammengestellt:

  • Bereits winzigste Weizenmengen können den Dünndarm schädigen. Auch kleine Ausnahmen sollten beim Essen nicht erlaubt sein.
  • Glutenfreie Nahrungsmittel müssen zu Hause separat gelagert und verarbeitet werden, um Verunreinigungen zu vermeiden.
  • Brot oder Backwaren am besten in Tüten verpackt aufbewahren und immer mit sauberen Messern schneiden.
  • Glutenhaltige und glutenfreie Speisen nicht gleichzeitig in einer Pfanne braten.
  • Arbeitsflächen und Küchengeschirr immer sorgfältig reinigen.
  • Handtücher müssen frei von Mehlstaub sein.
  • Hirse nicht im Naturkostladen mahlen lassen, da dort auch glutenhaltige Getreide verarbeitet werden.
  • Für glutenfreien Toast wird ein eigener Toaster benötigt.

Ernährung

Ernährungs-Coach für Kinder: Von klein auf gesund ernähren 

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