Krätze erkennen und behandeln

Krätze ist eine Hauterkrankung, die statistisch gesehen wieder häufiger auftritt. Sie hat einen schlechten Ruf und kann jede*n von uns treffen, egal wie gut du dich pflegst. Wir zeigen dir, wie du sie richtig erkennst und behandelst.

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Krätze ist eine Hauterkrankung, die statistisch gesehen wieder häufiger auftritt. Sie hat einen schlechten Ruf und kann jede*n von uns treffen, egal wie gut du dich pflegst. Wir zeigen dir, wie du sie richtig erkennst und behandelst.

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„Ich glaub, ich krieg die Krätze!“

Dieses Sprichwort ist super bekannt und beliebt, wenn jemand grade genervt ist. Viel weniger bekannt sind die 0,2-0,5 mm kleinen Krätzmilben, die für dieses Sprichwort und die ernste Hauterkrankung verantwortlich sind.

Statistisch gesehen steigt ihre Bekanntheit, denn für die Krätze, die auch Skabies genannt wird, wurden laut Robert Koch-Institut im Jahr 2018 bundesweit über 380.000 Erkrankungen gemeldet. Im Vergleich zum Jahr 2009 sind die Diagnosen um das 9-fache gestiegen. Auch die Zahl der verordneten Medikamente gegen Krätze stieg über die Jahre an. Während der Corona-Pandemie sind die Zahlen gesunken – doch aktuell ist die Tendenz wieder steigend. Umso wichtiger ist es, gut über Krätze informiert zu sein.

Information

Wichtig zu wissen

Krätze entsteht nicht durch mangelnde Hygiene, sondern durch längeren Hautkontakt – sie kann theoretisch jeden Menschen treffen. Sehr häufiges Waschen und Duschen kann die Haut sogar anfälliger machen. Aus falscher Scham in keine Arztpraxis zu gehen, ist der falsche Weg.

Einer Krätze vorzubeugen ist übrigens sehr schwierig, denn die ersten Symptome können erst nach Wochen auftreten, während du schon infiziert bist. Gleichzeitig bist du in dieser symptomfreien Zeit aber ansteckend.

Wie du Krätze erkennst

Die Krätze bzw. Skabies wird durch Milben verursacht, die in die obere Hautschicht eindringen und dort ihre Eier ablegen. Die Diagnose einer Krätze ist nicht leicht, denn oft denkt man selbst nicht daran, dass sie als Erkrankung in Frage kommt. Mit dem Auge ist sie schwer zu erkennen, obwohl teils winzige, bogenförmige Bohrgänge der Krätzmilben erkennbar sind.

Wichtig ist auf jeden Fall, dass eine Krätze frühzeitig erkannt wird und erste Anzeichen nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Solltest du diese Symptome bemerken, kann es Krätze sein:

  • Plötzlicher und extremer Juckreiz
  • Knötchen oder Bläschen auf der Haut
  • Gerötete, schuppige und krustige Stellen

Am besten machst du dich ruckzuck auf den Weg, um dich bei einer Ärztin oder einem Arzt checken zu lassen. Die winzigen Krätzmilben werden in der Regel mit einem Dermatoskop untersucht bzw. entdeckt. Trockene und warme Hautpartien wie Zwischenräume von Fingern und Zehen, Kniekehlen und Armbeugen oder Genitalien und Po sind am häufigsten betroffen. In seltenen Fällen zeigen sich die Symptome auch an Kopf und Rücken, aber nicht im Gesicht. Fast immer verstärkt sich der Juckreiz nachts und bei Wärme.

So wird Krätze behandelt

Steht die Diagnose Krätze bzw. Skabies fest, wirst du krankgeschrieben und Kinder dürfen nicht mehr in den Kindergarten bzw. die Schule. Personen im engeren Umfeld sollten ebenfalls unbedingt ärztlich auf eine Erkrankung mit Krätze geprüft werden. Denn die Ansteckungsgefahr ist dort am höchsten, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen oder zusammenleben.

Die Krätze wird mit einer speziellen Salbe oder Creme behandelt, die auf die betroffenen Stellen aufgetragen wird. Meist dauert die Behandlung nur 1 oder wenige Tage. Es wird empfohlen, die Behandlung nach etwa 7 Tagen zu wiederholen, um Rückfälle zu vermeiden. Erst wenn bei einem Kontrolltermin ärztlich festgestellt wird, nicht mehr ansteckend zu sein, kann die oder der Erkrankte ohne Bedenken zur Arbeit, in die Schule oder den Kindergarten.

Weitere Maßnahmen helfen dabei, einen Rückfall oder weitere Infektionen zu verhindern:

  • Benutzte Kleidung, Handtücher und Bettwäsche bei mindestens 60 °C waschen und wechseln – die Krätzmilben können bis zu 2 Tage ohne menschlichen Kontakt überleben.
  • Kuscheltiere der Kinder sollten 3-4 Tage luftdicht verpackt werden.
  • Auf engeren Haut-zu-Haut-Kontakt verzichten, damit Krätze nicht unbemerkt übertragen wird. Es könnte ein Ping-Pong-Effekt entstehen, durch den man sich in wenigen Wochen gegenseitig immer wieder ansteckt.
  • Polstermöbel und Kissen sollten gründlich abgesaugt bzw. gereinigt werden.

Auch, wenn es schwerfällt: Bitte nicht kratzen

Das regelmäßige Aufkratzen öffnet auch anderen Erregern die Tür und weitere Entzündungen sind möglich. Besprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt lindernde Maßnahmen. Pflegende Cremes helfen der Haut beispielsweise bei der Regeneration.

Übrigens können nach einer Krätze der Juckreiz und die Hautveränderungen noch über die Behandlung hinaus anhalten. Das wird auch „postskabiöses Ekzem“ genannt. Auch hier führt Kratzen nicht zur Besserung. Einen effektiven Hautschutz können Kortisonpräparate und fetthaltige Salben bieten.

Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Krätze (Skabies)

Krätze entsteht durch Krätzmilben. Die auf den Menschen spezialisierten Parasiten sind winzig: Männliche Exemplare werden bis zu 0,3 mm groß, weibliche bis zu 0,5 mm. Die befruchteten Weibchen graben sich in die oberen Hautschichten ein, wo sie ein regelrechtes Tunnelsystem anlegen. In den Gängen legen die Weibchen ihre Eier ab, lassen aber auch ihren Kot zurück.

Nach 2-3 Tagen schlüpfen Larven aus den Eiern, begeben sich an die Hautoberfläche und entwickeln sich in winzigen Hautfalten zu Nymphen und etwa 3 Wochen später zu geschlechtsreifen Milben.

Während die männlichen Milben nach der Befruchtung absterben, überleben die weiblichen Exemplare bis zu 60 Tage. Die winzigen Kotreste führen zu Entzündungen der Haut. Zusätzlich ist die geschädigte Haut anfällig für alle Arten von Bakterien.

Hauptsymptom ist sehr starker Juckreiz an den betroffenen Stellen. Meist verstärkt sich der Juckreiz nachts und unter Wärme. Weitere Symptome sind gerötete Haut, Knötchen oder Bläschen und mitunter sind auch die bogenförmigen Gänge der Krätzmilben erkennbar. Besonders an diesen Körperstellen treten Symptome auf:

  • Zwischenräume von Fingern und Zehen
  • Achselhöhlen
  • Die Region hinter den Ohren
  • Kniekehlen und Armbeugen
  • Nabelbereich
  • Brustwarzenhof
  • Knöchel
  • Innere Fußränder
  • Genitalbereich

Bei Säuglingen und Kleinkindern können auch der behaarte Kopf sowie Hand- und Fußflächen betroffen sein.

Intensiver Körperkontakt (Haut an Haut) ist die Voraussetzung für eine Übertragung bzw. Infektion durch Krätzmilben. Allein durch bloßes Händeschütteln oder Umarmungen findet in der Regel keine Infektion statt.

Schon die Übertragung eines einzigen befruchteten Weibchens genügt allerdings für eine Erkrankung mit Krätze. Die Ansteckung über Bettwäsche, Wolldecken oder Verbandsmaterial ist eher selten, da die Parasiten ohne Menschen nur 1-2 Tage überlegen.

Wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen, besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko. Besonders gefährdet sind gemäß dem Robert Koch-Institut (RKI) Gemeinschaftseinrichtungen aller Art wie Kindergärten, Schulen, Alten- und Pflegeheime, Obdachlosenheime sowie Erstaufnahmestellen und Sammelunterkünfte für Asylsuchende. Schlechte hygienische Bedingungen erhöhen das Risiko einer Ansteckung.

Zu 100 % kannst du dich nicht schützen oder einer Krätze vorbeugen. Denn sie kann schon Wochen vorher übertragen werden, ohne dass sich Symptome erkennen lassen. Somit kann es jede*n treffen. Eine sorgfältige und regelmäßige Körperhygiene kann das Ansteckungsrisiko minimieren – aber bitte nicht übertreiben. Ein enger Körperkontakt zu Erkrankten ist unbedingt zu vermeiden und du solltest Angehörige sowie enge Kontaktpersonen informieren.

Krätze gehört immer in ärztliche Behandlung und es stehen unterschiedliche Wirkstoffe zur Verfügung. Sie werden in Form von Salben und Cremes nach Anweisung großflächig auf die betroffenen Stellen aufgetragen. Auch oral verabreichte Mittel kommen zur Anwendung. Ziel ist es, die Milben und ihre Eier abzutöten.

  • Genutzte Kleidung, Bettwäsche, Handtücher und Unterwäsche sollten bei einer Temperatur von mindestens 60 °C gewaschen werden.
  • Kuscheltiere oder alles, was nicht gewaschen werden darf, sollte für 3-4 Tage gut verpackt in Plastiksäcken bei Zimmertemperatur gelagert werden.
  • Polstermöbel und Kissen sind zwar nur eine sehr geringe Ansteckungsgefahr, sollten aber gründlich gesaugt oder sicherheitshalber 4 Tage nicht benutzt werden.

Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes postskabiöses Ekzem: Auch nach dem Abtöten aller Milben und Milbeneier befinden sich noch Bestandteile der Milben in der Haut und rufen Entzündungen hervor. Der enorme Juckreiz ist eine große Belastung für Erkrankte.

  • Antientzündliche Cremes und Pflegecremes beschleunigen die Regeneration der Haut.
  • Umschläge mit kaltem Wasser können ebenfalls helfen.
  • Auch das Auftragen von reinem ätherischen Lavendelöl mindert den Juckreiz.
  • Bäder mit einem Zusatz von Rosmarinöl oder das Auftragen von Essig mit einer Konzentration von 5 % helfen ebenfalls.

Begleitende Maßnahmen am besten immer mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt absprechen.

Wenn durch eine Ärztin oder einen Arzt die Ansteckungsgefahr ausgeschlossen wird, darf eine Gemeinschaftseinrichtung wieder besucht werden.

Es besteht keine umfassende Meldepflicht für Fälle von Krätze. Jedoch sind Leiter*innen von Gemeinschaftseinrichtungen verpflichtet, das zuständige Gesundheitsamt zu informieren, wenn in der Einrichtung Personen an Krätze erkrankt sind oder der Verdacht auf eine Infektion besteht.

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