Notaufnahme: Wann du gehen solltest

Dir geht es am Wochenende oder einem Feiertag schlecht und du fragst dich: Ab wann sollte ich in die Notaufnahme? Oder gibt es vielleicht auch eine andere Lösung? Wir zeigen dir, ab wann eine Notfallambulanz sinnvoll ist und welche Alternativen es gibt.

Zum Inhalt springen

Dir geht es am Wochenende oder einem Feiertag schlecht und du fragst dich: Ab wann sollte ich in die Notaufnahme? Oder gibt es vielleicht auch eine andere Lösung? Wir zeigen dir, ab wann eine Notfallambulanz sinnvoll ist und welche Alternativen es gibt.

Zum Inhalt springen

Überfüllung und Stress in der Notaufnahme

Stell dir vor: Es ist Samstagabend, 21 Uhr in der Notfallaufnahme einer großen Klinik. Es herrscht Gedränge, der Wartebereich ist bereits überfüllt. Viele, meist jüngere Menschen, stehen in langen Schlangen, dazwischen vereinzelt Eltern mit Kindern oder ältere Personen in Begleitung. Man hustet kräftig, hält sich den Bauch oder kratzt sich ständig. Ungeduldige Patient*innen, Klinikpersonal und Ärztinnen und Ärzte am Limit – das ist der Alltag in der Notaufnahme.

87 % der Krankenhäuser in Deutschland betreiben Notfallambulanzen. In 17 % der Kliniken sind die Ärztinnen und Ärzte, die in der Notfallambulanz arbeiten, nur dort tätig. In den anderen Kliniken führen sie ihren Dienst zusätzlich zum normalen Stationsdienst aus. In beiden Modellen nimmt der Stress für Personal und Betroffene stetig zu.

Ein Arzt berichtet: Bequemlichkeit statt Notfall

Ein Arzt aus der Notfallambulanz erzählt, dass immer mehr Patient*innen bei Beschwerden direkt in die Notaufnahme kommen: „Die Steigerungsrate beträgt fast 10 % von Jahr zu Jahr. Leider haben viele Menschen das Gespür dafür verloren, ob ihre Beschwerden eher harmlos sind oder wirklich eine schwerwiegende Erkrankung dahintersteckt, die umgehend im Krankenhaus behandelt werden muss. Die Rate der echten Notfälle liegt nur bei etwa 10 bis 20 %. Die anderen bezeichnen wir unter uns auch schon mal als „Pflasterpatient*innen“. Warum der Ansturm auf die Ambulanz? „Man hofft, schneller dranzukommen – und kennt oft auch nicht die zuständige Bereitschaftsdienstpraxis", so der Arzt.

Pöbeleien und Überreaktionen sind keine Ausnahme
Dabei ist klar, dass die Ungeduld vieler Menschen den Notfallambulanzen doppelt zu schaffen macht. Zum einen führt der massive Andrang dazu, dass echte Notfallpatient*innen unnötig lange warten müssen. Zum anderen wird bei Hochbetrieb schon bei der Anmeldung gedrängelt. So kommt es nicht selten zu stressbedingten Überreaktionen. Der Grund liegt auf der Hand: Die Erwartung, schnell dranzukommen, wird wegen des Andrangs fast zwangsläufig enttäuscht. An manchen Kliniken gibt es schon eigene Sicherheitsdienste. Für das Personal ist das eine sehr starke und zusätzliche Belastung.

Vernünftig handeln: Notfall oder nicht

In über 80 % der Fälle haben die Patient*innen Beschwerden, die sie oft selbst noch nicht einmal für einen echten Notfall halten: Leichte Hautausschläge, Verstopfung, Rückenschmerzen, Husten oder Ohrenschmerzen. Wer am Samstagabend in der Notfallaufnahme erscheint, hatte diese Beschwerden teils schon am Freitag – dann aber keine Lust, sich noch in der überfüllten Hausarztpraxis einzufinden.

Bis Montag warten? „Das kommt für viele ebenfalls nicht in Betracht. Denn Montag muss man wieder zur Arbeit", so der Arzt weiter. Doch nicht immer sei Abwarten der bessere Weg: „Kürzlich hatten wir junge Eltern hier mit ihrem 8 Monate alten Kind. Die Kleine hatte plötzlich sehr hohes Fieber und schrie pausenlos. Die Eltern waren sehr in Sorge und völlig verunsichert. Sie wollten keine Zeit verlieren und sind direkt ins nahe Krankenhaus gefahren. Es lag zwar zum Glück auch hier keine lebensbedrohliche Erkrankung vor, doch in solchen Fällen, wenn etwa eine kleine Patientin sich selbst nicht artikulieren kann, ist Vorsicht immer besser.“

In anderen Fällen rät der Mediziner jedoch dringend dazu, sich an die Hausarztpraxis oder außerhalb der Öffnungszeiten an die zuständige Bereitschaftsdienstpraxis zu wenden.

Wende dich an den Bereitschaftsdienst

Schon gewusst? Über die Telefonnummer 116-117 sind bundesweit mehr als 600 Bereitschaftsdienstpraxen erreichbar. Und das nachts, an den Wochenenden und Feiertagen – ohne Vorwahl und kostenlos aus dem Festnetz oder per Mobiltelefon. Oder anders gesagt: Sie sind immer dann erreichbar, wenn die Hausarztpraxen nicht geöffnet haben.

Und so leicht geht‘s: Die Mitarbeiter*innen der Telefonzentrale leiten dein Anliegen an eine Ärztin oder einen Arzt weiter, nennen die nächstgelegene Bereitschaftsdienstpraxis oder veranlassen bei Bedarf einen Hausbesuch. Auch Hilfe zur Selbsthilfe wird hier bei Fragen und Unsicherheiten geleistet. Dafür engagieren sich niedergelassene Allgemein- sowie Fachärzt*innen aus der jeweiligen Region. Sie besuchen regelmäßig Fortbildungen für die Arbeit im Bereitschaftsdienst.

Viele Bereitschaftsdienstpraxen befinden sich in unmittelbarer Nähe zu Kliniken oder sogar in deren Räumlichkeiten. So können Patient*innen mit schwerwiegenden Erkrankungen von der Bereitschaftsdienstpraxis direkt in die Notaufnahme des Krankenhauses weitergeleitet werden. In einer Bereitschaftsdienstpraxis bist du also in den meisten Fällen gut aufgehoben.

Viele Menschen machen sich leider nicht klar, dass ein unnötiger Notruf oder eine unnötige Inanspruchnahme der Notaufnahme eines Krankenhauses dort zu einer Überlastung führt: So entstehen Verzögerungen. Echte Notfälle müssen warten. Die Notaufnahme sollte wirklich nur für die Aufnahme von Notfällen gelten.

Im Notfall die richtige Nummer: Wann ist was richtig?

Zuerst solltest du dich fragen: Hat das vielleicht noch Zeit? Wer sich nicht gut fühlt, an einem grippalen Infekt, leichten Durchfällen oder Unwohlsein leidet, gönnt sich zunächst Ruhe. Die meisten gesundheitlichen Beeinträchtigungen sind harmlos und verschwinden von allein wieder. Viele leichte Symptome lassen sich auch gut mit Hausmitteln wie Tee, Inhalationen, Lösungen zum Gurgeln, Wickeln oder Medikamenten aus der Hausapotheke lindern. Klingen die Symptome nicht ab, kannst du am nächsten Werktag ein Termin in der Hausarztpraxis vereinbaren.

Wenn du feststellst, dass eine ärztliche Untersuchung erforderlich ist, dann ist das die richtige Nummer.

Ruf z. B. an, wenn außerhalb der Sprechzeiten der Hausarztpraxis starke Beschwerden auftreten. Wenn Hausmittel und gängige Medikamente der Hausapotheke keine Linderung schaffen. Wenn die Erkrankung nicht lebensbedrohlich ist, doch eine ärztliche Untersuchung nicht aufgeschoben werden sollte. Die Rufnummer 116-117 gibt dir in diesen Fällen Auskunft über die nächstgelegene Bereitschaftsdienstpraxis, die z. B. bei diesen Symptomen hilft:

  • Akute Kopf- oder Rückenschmerzen
  • Fieber mit Temperaturen von 39 °C oder darüber
  • Hals- oder Ohrenschmerzen
  • Nasenbluten und kleinere Wunden
  • Starke Übelkeit mit Brechdurchfall
  • Akute Harnwegsinfekte

Liegt ein akuter Notfall vor? Dann ruf sofort die 112 an oder lass dich in die Notaufnahme eines Krankenhauses fahren.

Plötzlich auftretende, starke Beschwerden sowie Unfälle und lebensbedrohliche Situationen müssen sofort behandelt werden. Verlier keine Zeit bei:

  • Starken Schmerzen im Brustkorb
  • Schwerer Atemnot
  • Einem anaphylaktischen Schock
  • Eingeschränktem Bewusstsein oder Bewusstlosigkeit
  • Verbrennungen, Vergiftungen, Erstickungen
  • Starken Blutungen
  • Knochenbrüchen oder Verdacht auf innere Verletzungen
  • Stromunfällen
  • Anhaltenden Krämpfen
  • Suizidversuchen
  • Plötzlichen Komplikationen während einer Schwangerschaft

Du hast noch Fragen? Wir sind ruckzuck für dich da.  

Kontaktiere uns gerne bei Fragen oder für eine persönliche Beratung durch unsere Expert*innen. Ruf uns an, schreib uns eine E-Mail oder chatte mit uns.

Zum Chat

0621 53391-1000

service@pronovabkk.de