Vater und Kind: So werdet ihr ein Dreamteam

Können Väter genauso gut für ihre Kinder sorgen wie Mütter? Na klar! Den vielbeschworenen Mutterinstinkt gibt es nämlich so gar nicht. Der Begriff ist auch deshalb problematisch, weil er für großen Druck bei Müttern sorgt.

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Können Väter genauso gut für ihre Kinder sorgen wie Mütter? Na klar! Den vielbeschworenen Mutterinstinkt gibt es nämlich so gar nicht. Der Begriff ist auch deshalb problematisch, weil er für großen Druck bei Müttern sorgt.

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Mutterinstinkt? Echt jetzt?

Weil sie einen Mutterinstinkt besitzen, haben Mütter immer ein untrügliches Gespür dafür, was ihr Kind braucht. So können sie – im Gegensatz zu Männern – die Familie kompetent versorgen und den Haushalt übernehmen... Dir dämmert langsam, dass hier etwas nicht ganz mit rechten Dingen zugeht?

Gut so! Denn der viel beschworene Mutterinstinkt ist ein ziemlich problematisches Konzept. Der Begriff legt nahe, dass nur biologische Mütter in der Lage sind, eine enge Bindung zu ihren Kindern aufzubauen. So untermauert das Beschwören des Mutterinstinkts das traditionelle Rollenverständnis, und viele Frauen fühlen sich dadurch unter Druck gesetzt. Schließlich scheint es naturgegeben, dass sie die Rolle der Mutter gleich nach der Geburt perfekt ausfüllen können.

Rolle der Väter im Wandel

Der Mutterinstinkt wird als naturgegeben dargestellt. Das macht es schwierig, ihn kritisch zu hinterfragen. Das solltest du aber. Schließlich benachteiligt er sowohl Frauen als auch all die Väter, die eine gleichberechtigte Rolle in der Erziehung ihrer Kinder spielen wollen. Und das wollen heute immer mehr Väter. Adoptivfamilien oder Familien mit gleichgeschlechtlichen männlichen Eltern stehen ebenfalls schlechter da. Denn der Mutterinstinkt legt ja nahe, dass es bei Eltern in diesen Familienformen keine so enge Bindung zu den Kindern geben kann. Das ist jedoch wissenschaftlich nicht haltbar.

Das Hirn verändert sich

Die moderne Hirnforschung hat widerlegt, dass nur biologische Mütter einen Mutterinstinkt entwickeln. Zwar ist es richtig, dass sich das Gehirn der Frau während der Schwangerschaft verändert. Das lässt sich sogar in einem MRT nachweisen. Allerdings wies ein spanisch-US-amerikanisches Forscherteam 2022 nach, dass sich die Gehirnstruktur von Vätern oder nichtbiologischen Müttern ebenfalls sichtbar wandelt, wenn sie sich intensiv um ein Kind kümmern. Auch bei ihnen wird das Gehirn empfänglicher für kindliche Reize, etwa den Geruch, die Stimme und den Gesichtsausdruck des Kindes. Das Belohnungssystem ist aktiviert, und bei einer positiven Rückmeldung vom Nachwuchs wird Dopamin ausgeschüttet. 

Elternsein durch Nähe

Oxytocin ist das Schlüsselhormon, wenn es um Bindungen geht. Das Wohlfühlhormon wird vom Gehirn unter anderem bei zärtlichen Berührungen und beim Kuscheln ausgeschüttet und stärkt so die Beziehung zum Kind. Das ist bei anderen Säugetieren übrigens auch so. Forschende aus den USA stellten 2015 bspw. fest, dass jungfräuliche weibliche Mäuse piepsende kleine Mäuse so lange ignorierten oder sogar fraßen, bis man ihnen Oxytocin spritzte. Dann kümmerten sie sich um den Nachwuchs.

Die Bindung ist also eine Sache der Hormone, und die werden im engen Kontakt ausgeschüttet – unabhängig davon, wer das Kind zur Welt gebracht hat. Auch deshalb gibt es Stimmen, die fordern, dass man den Mutterinstinkt stattdessen als Fürsorgeinstinkt bezeichnet, der nicht an ein Geschlecht gekoppelt ist.

Tipps für eine gute Vater-Kind-Beziehung

Du ahnst also schon, dass deine Vater-Kind-Beziehung dann gut und eng wird, wenn du Verantwortung übernimmst und die Nähe zum Nachwuchs suchst. Gerade in den 1. Lebensmonaten binden sich Babys an die Personen, die sich am meisten um sie kümmern. Hier ein paar Tipps, wie du als Papa deine Rolle so ausfüllst, dass du zu einer engen Bezugsperson wirst:

Du kannst die Beziehung zu deinem Kind schon vor der Geburt positiv beeinflussen. Das ungeborene Wesen kann deine Stimme hören und sie von anderen unterscheiden. Sprich also mit deinem Nachwuchs.

Die Flasche geben, das Kleine in den Schlaf wiegen oder baden. All das sind wichtige Bonding-Rituale für Väter und Babys. Es ist dabei auch egal, ob du alles genauso machst wie die Mutter. Hauptsache ist, du stillst die Bedürfnisse deines Kindes und vermittelst ihm emotional, dass du da bist.

Wenn du dein Kind immer badest oder ihm abends Geschichten erzählst, gewöhnt es sich schnell an die exklusive Zeit mit seinem Papa.

Gibst du dein Kind schnell der Mutter, wenn es unruhig oder unzufrieden ist? So lernt es, dass nur die Mama es beruhigen kann. Auch wenn es anfangs länger dauern kann und anstrengend ist: Versuch, dein Baby auch mal selbst zu trösten, bis es merkt, dass auch Papas Umarmung Trost spendet. Das stärkt die Papa-Kind-Beziehung ungemein und verhindert eine unfaire Aufgabenverteilung, in der die Mutter für die unangenehmen Dinge zuständig ist.

Auch beim Spielen haben Väter eine besondere Bedeutung, denn sie interagieren anders als Mütter: Wilder und bewegungsintensiver nämlich. Diese unterschiedlichen Erfahrungen im Umgang sind wichtig für dein Baby.

Herausforderungen für Väter

Manchmal können sich Mütter schwer von ihrem Kind lösen und haben Probleme, es jemand anderem anzuvertrauen. Mach ihr keine Vorwürfe. Sprich das in einer ruhigen Minute an und erkläre, wie sich das Verhalten für dich anfühlt. Vielleicht bist du auch noch unsicher im Umgang mit deinem Kind, weil du kaum mit Säuglingen zu tun hattest. Das legt sich. Wenn du viel Zeit mit ihm verbringst, wirst du alles lernen. Selbst wenn du ältere Kinder tendenziell spannender findest, solltest du dich einbringen und gemeinsam mit dem anderen Elternteil Verantwortung übernehmen. Schließlich gehört auch die erste Phase zum Elternsein dazu. Mach dir außerdem bewusst, dass dein Kind dich superspannend findet und sich freut, wenn du ihm Zuwendung schenkst. Die frühe Prägung hilft dabei, dass das Kind Vertrauen fasst. Dein liebevoller Umgang zeigt ihm, dass auf Papa Verlass ist, auch wenn später die richtig großen Abenteuer kommen.

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