Warum Kinder oft schweigen – und wie du ins Gespräch kommst
Kinder sprechen nur selten direkt über Missbrauch. Das hat viele Gründe: Sie schämen sich, haben Angst vor Konsequenzen, die ihnen die Tatperson androht, fühlen sich schuldig oder nehmen an, dass ihnen sowieso niemand glaubt – besonders, wenn die Tatperson aus dem vertrauten Umfeld stammt.
Häufig testen Kinder vorsichtig aus, ob sie sich öffnen können. Denn die traurige Realität ist: Kinder müssen im Schnitt 6 Erwachsenen vom erlebten sexuellen Missbrauch erzählen, bevor ihnen die 7. Person glaubt. Manchmal zeigen Kinder 1. Anzeichen von Missbrauch im Spiel, in Zeichnungen oder in alltäglichen Gesprächen. Umso wichtiger ist es, dass du lernst, kindliche Kommunikation zu verstehen und frühzeitig zu reagieren.
Das Schweigen von Kindern über sexuellen Missbrauch ist keine Zustimmung. Es ist ein Schutzmechanismus. Erwachsene müssen aktiv hinhören, sensibel sein für Veränderungen im Verhalten der Kinder und ihnen sichere Räume bieten, in denen sie sich mitteilen können – ohne Angst, Scham oder Schuld. So schaffst du Vertrauen:
- Sprich offen über Gefühle: Wenn du selbst über Wut, Trauer oder Angst redest, lernt dein Kind, das auch zu tun.
- Nutz Bücher, Spiele oder Alltagssituationen: Eine kindgerechte Aufklärung über sexuelle Gewalt gelingt oft besser durch Geschichten, Rollenspiele oder Alltagssituationen. Diese Methoden können wichtige Türöffner sein.
- Zeig, dass du ansprechbar bist: Sag z. B.: „Wenn dir etwas komisch vorkommt oder jemand etwas tut, das du nicht möchtest, darfst du mir das sagen.“
- Was du vermeiden solltest: Bewertungen wie „das glaube ich nicht“ oder „so was passiert doch nicht bei uns“. Sie verhindern Offenheit und festigen das Schweigen.
Schutz im Alltag – auch im Netz
Täter*innen sind oft keine Unbekannten. Trotzdem solltest du dein Kind auch auf Übergriffe durch Fremde und Online-Kontakte vorbereiten. Ein aktiver Kinderschutz im Internet ist genauso wichtig wie im echten Leben.
Wichtige Botschaften sind:
- „Niemand darf deinen Körper ohne deine Zustimmung anfassen.“
- „Du darfst jederzeit ‚Nein‘ sagen – auch zu Erwachsenen.“
- „Wenn sich etwas komisch anfühlt, musst du nicht mitspielen.“
- „Im Internet darfst du nie persönliche Daten oder Fotos weitergeben."
Übt gemeinsam: Was tun, wenn ein Fremder vor der Schule wartet oder jemand im Chat Dinge fragt, die unangenehm sind? Rollenspiele helfen, damit dein Kind sich sicherer fühlt.