Toxoplasmose: Was werdende Mütter wissen müssen

Wenn sich Mütter in der Schwangerschaft erstmals mit dem Toxoplasmose-Erreger infizieren, kann es für das ungeborene Kind gefährlich werden. Wenn du nicht schon immun bist, kannst du einer Infektion aber vorbeugen.

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Wenn sich Mütter in der Schwangerschaft erstmals mit dem Toxoplasmose-Erreger infizieren, kann es für das ungeborene Kind gefährlich werden. Wenn du nicht schon immun bist, kannst du einer Infektion aber vorbeugen.

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Toxoplasmose: Was ist das?

Für gesunde Menschen ist Toxoplasmose eine harmlose Infektion, die oft ohne Symptome verläuft. Es können zwar grippeähnliche Beschwerden auftauchen, sie klingen aber in der Regel von selbst wieder ab. Nur sehr selten entwickeln Menschen mit funktionierendem Abwehrsystem eine Entzündung der Ader- und Netzhaut im Auge oder des Gehirns. Nach einer Toxoplasmose-Infektion bleibt der Erreger ein Leben lang im Körper, löst aber in der Regel keine Beschwerden mehr aus. Denn wenn dein Organismus einmal Antikörper gebildet hat, besteht eine lebenslange Immunität gegen die Krankheit. Toxoplasmose ist eine recht häufige Infektion: Etwa die Hälfte der Deutschen trägt den Toxoplasmose-Erreger bereits in sich. 

Gefährlich wird Toxoplasmose vor allem dann, wenn eine Frau sich während der Schwangerschaft zum ersten Mal mit dem Erreger infiziert. Dann kann die Erkrankung schwerwiegende Folgen für das ungeborene Kind nach sich ziehen.

Übertragungs­wege

Der Toxoplasmose-Erreger ist der Parasit Toxoplasma gondii. Er kann alle Säugetiere befallen. Ein besonders beliebter Wirt sind Katzen. Sie stecken sich z. B. an, wenn sie infizierte Mäuse oder andere Nagetiere fressen. Dann nehmen sie den Erreger in sich auf und scheiden ihn mit dem Kot aus. Auf diese Weise gelangt er in den Boden. Dort überlebt er Monate oder gar Jahre und übersteht auch extreme Temperaturen. Er kann über die Erde Gemüse und Obst verunreinigen. Auch Schweine können den Parasiten in sich haben und ihn auf Menschen übertragen. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich – höchstens durch eine Organtransplantation. Wenn eine werdende Mutter sich mit dem Parasiten infiziert, kann er über die Plazenta zum ungeborenen Kind gelangen. Das Risiko besteht nicht, wenn du schon einmal mit Toxoplasmose infiziert warst. Dann bist du immun, und deinem Kind kann nichts passieren.

Übertragung auf den Fötus

Bei Neugeborenen in Deutschland gibt es laut Statistik jedes Jahr zwischen 6 und 23 Toxoplasmose-Fälle. Viele Erkrankungen fallen jedoch erst weit nach der Geburt auf, sodass diese meist nicht gemeldet werden. Also ist die Dunkelziffer der Ansteckungen bei Neugeborenen hoch. 

Nur weil du dich mit Toxoplasmose infiziert hast, bedeutet das nicht, dass du auch dein ungeborenes Kind ansteckst. Im 1. Schwangerschaftstrimester liegt die Ansteckungsgefahr nur bei 15 %. Dann steigt sie jedoch kontinuierlich an. Im 2. Trimester beträgt die Wahrscheinlichkeit ca. 25 %, im 3. Trimester liegt das Risiko der Übertragung bei 60 %. Wenn dein Kind in der Frühschwangerschaft mit dem Erreger in Kontakt kommt, können die gesundheitlichen Probleme besonders groß werden.

Folgen für das Kind

Wenn sich dein ungeborenes Kind mit Toxoplasmose infiziert, kann es zu schweren gesundheitlichen Folgen kommen: 

  • Entwicklung von Gehirn-, Augen- und Nervenschäden
  • Einschränkungen des Hörsinns
  • Leberschäden und Gelbsucht
  • Fehlgeburten, vor allem bei einer Infektion in der Frühschwangerschaft
  • Langfristige neurologische Probleme, etwa Aufmerksamkeitsstörungen und Krampfanfälle

Einige Kinder, die mit angeborener Toxoplasmose auf die Welt kommen, wirken ganz normal entwickelt und weisen keine Auffälligkeiten auf. Sie sollten jedoch regelmäßig untersucht werden, denn manche Folgeschäden zeigen sich erst Jahre später.

Vorbeugen ist das Beste

Du kannst das Risiko für eine Toxoplasmose-Erkrankung während der Schwangerschaft deutlich senken, indem du Vorsichtsmaßnahmen triffst: 

  • Wasch Obst und Gemüse gründlich oder schäle es.
  • Verzichte darauf, rohes oder nicht ganz durchgegartes Fleisch zu essen. Achtung: Dazu zählen auch Schinken und Salami. 
  • Händewaschen ist wichtig: Vor allem nach dem Kontakt mit Erde, rohem Fleisch oder nach dem Besuch eines Spielplatzes. 
  • Trag während der Gartenarbeit Handschuhe.
  • Du hast eine Katze? Dann füttere sie während der Schwangerschaft nur mit Dosen- oder Trockenfutter.
  • Reinige das Katzenklo nicht selbst. Diejenige oder derjenige, die bzw. der sich darum kümmert, sollte es regelmäßig mit heißem Wasser ausputzen. 
  • Wenn du eine Freigängerkatze hast, solltest du sie während der Schwangerschaft nicht streicheln oder dir danach besonders gründlich die Hände waschen.

Diagnose bei der Schwangeren

Wenn du wissen möchtest, ob du schon einmal Toxoplasmose hattest und somit immun bist, kannst du dich in der Schwangerschaft auf Antikörper testen lassen. Dazu wird dein Blut – am besten schon in der Frühschwangerschaft – auf Antikörper überprüft. Es handelt sich dabei um eine iGeL-Leistung, die du selbst bezahlst. Die Pronova BKK beteiligt sich jedoch pro Schwangerschaft mit bis zu 75 € an den Kosten für zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen wie dem Toxoplasmose-Screening.

Auch bei einem begründeten Verdacht auf eine akute Toxoplasmose-Infektion übernimmt deine Krankenkasse die gesamten Kosten für den Test, der 2 verschiedene Sorten von Antikörpern nachweist:

  • IgG-Antikörper: Sie sind 3-6 Monate nach einer Infektion in großer Menge in deinem Blut vorhanden und meist lebenslang nachweisbar. 
  • IgM-Antikörper: Diese Antikörper bildet das Immunsystem vor allem in einem frühen Stadium einer Infektion. 1-2 Monate nach einer Infektion ist ihre Konzentration im Blut am höchsten. Danach sinkt ihr Vorkommen jedoch schnell, und sie sind meistens später nicht mehr nachweisbar.
Wenn sich in deinem Blut nur IgG-Antikörper finden, bist du auf der sicheren Seite. Denn das bedeutet, dass du zu einem früheren Zeitpunkt bereits eine Toxoplasmose-Infektion durchlaufen hast und immun bist. Werden in deinem Blut jedoch IgM-Antikörper nachgewiesen, spricht das für eine akute Infektion mit Toxoplasmose. Dann wird deine Ärztin oder dein Arzt weitere Bluttests vornehmen, um die Werte zu beobachten und eine aktuelle Infektion auszuschließen oder festzustellen. 

Es gibt natürlich auch den Fall, dass gar keine Antikörper in deinem Blut entdeckt werden. Dann bist du leider nicht immun und kannst überlegen, ob du dich im Verlauf deiner Schwangerschaft regelmäßig auf eine Toxoplasmose-Infektion testen lassen möchtest. Dieses Screening sollte alle 8 Wochen erfolgen und muss von dir selbst bezahlt werden. Entscheide dich in Absprache mit deiner Ärztin oder deinem Arzt, ob das für dich sinnvoll ist und dich psychisch nicht zu sehr belastet.

Diagnose beim Kind

Verfall bei einer Toxoplasmose-Infektion nicht in Panik. Halt dir vor Augen, dass sich dein ungeborenes Kind nicht zwangsläufig anstecken muss. Um festzustellen, ob der Erreger auf das Kind übertragen wurde, werden folgende Untersuchungen durchgeführt. 

  • Fruchtwasseruntersuchung: Deine Ärztin bzw. dein Arzt entnimmt eine Probe des Fruchtwassers. Dieses wird auf die DNA des Parasiten überprüft. Der Test wird normalerweise nach der 14. Schwangerschaftswoche durchgeführt. Wenn er negativ ausfällt, bedeutet das nicht unbedingt, dass sich das Kind nicht infiziert hat. Es kann auch sein, dass sich nicht genug genetische Spuren des Erregers gefunden haben.
  • Beim Neugeborenen: Ärzt*innen untersuchen das Blut und andere Flüssigkeiten auf den Erreger. Außerdem werden das Gehirn sowie die Augen auf Auffälligkeiten überprüft.

Schnell handeln

Wenn du dich in der frühen Schwangerschaft mit Toxoplasmose infiziert hast, solltest du umgehend medikamentös behandelt werden, um Folgeschäden bei deinem Kind zu vermeiden. Bis zur 16. Schwangerschaftswoche verschreibt dir deine Ärztin oder dein Arzt ein Antibiotikum. Wird die Infektion danach festgestellt, nimmst du sowohl ein Antibiotikum als auch ein Antiparasitikum ein. Zusätzlich verabreichte Folinsäure beugt Knochenmarkschäden vor. Neugeborene, bei denen Ärzt*innen Toxoplasmose diagnostizieren, erhalten ebenfalls eine Kombination dieser drei Medikamente. Die gute Nachricht: Wenn die Toxoplasmose in der Schwangerschaft gut behandelt wird, kommen die Babys häufig gesund auf die Welt. 

Special Services

Schon gewusst?

Über unser Vorsorgeprogramm „Hallo Baby“ erhältst du als Pronova BKK-Versicherte im Rahmen deiner Schwangerschaft diese 3 Untersuchungen kostenlos:

  • Im 1. Trimester: Toxoplasmose-Suchtest
  • Im 2. Trimester: Test auf Vaginose
  • Im 3. Trimester: B-Streptokokken-Test

Voraussetzung: Deine Frauenarztpraxis nimmt an dem Programm teil und du schreibst dich dort ein.