Hodenkrebs: Früherkennung durch Selbst­unter­suchung

Hodenkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern zwischen 25 und 45. Früh erkannt sind die Heilungschancen gut, jedoch gibt es kein gesetzliches Früherkennungsprogramm für junge Männer. Die Hoden selbst zu checken ist deshalb so wichtig.

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Hodenkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern zwischen 25 und 45. Früh erkannt sind die Heilungschancen gut, jedoch gibt es kein gesetzliches Früherkennungsprogramm für junge Männer. Die Hoden selbst zu checken ist deshalb so wichtig.

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Was ist Hodenkrebs?

Hodenkrebs ist eine bösartige Erkrankung, die in einem der beiden Hoden beginnt. Im weiteren Krankheitsverlauf können die Krebszellen auch auf die Nebenhoden und Samenleiter streuen. Hodenkrebs entsteht meistens aus Keimzellen, aus denen sich die Spermien bilden. Laut Erhebungen der Deutschen Krebsgesellschaft ist bei 95% der Männer nur einer der beiden Hoden betroffen.

Verbreitung: Zahlen und Fakten

Nach Angaben des Robert Koch-Instituts erkranken in Deutschland etwa 4.100 Menschen im Jahr an Hodenkrebs. Damit gehört dieser insgesamt zu den selteneren Krebsarten. Zum Vergleich: Bei Dickdarmkrebs sind es pro Jahr etwa 33.120 Männer, bei Lungenkrebs rund 34.560. Es gibt aber eine Besonderheit: Hodenkrebs tritt vermehrt in jungen Jahren auf. Im Alter zwischen 25 und 45 ist es der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Das Durchschnittsalter liegt bei gerade einmal 38 Jahren.

Ursachen und Risiko­faktoren für Hodenkrebs

Die Ursachen für eine Erkrankung sind wissenschaftlich noch nicht endgültig geklärt. Bestimmte Faktoren können die Entstehung aber begünstigen.

Als bekannte und gesicherte Risikofaktoren für Hodenkrebs gelten:

  • Eine Vorerkrankung mit Hodenkrebs oder einer Vorstufe von Hodenkrebs
  • Ein Hodenhochstand (in der Kindheit), auch wenn dieser behandelt wurde
  • Eine Hodenkrebserkrankung des Vaters oder Bruders
  • Eine Fruchtbarkeitsstörung

Keine Rolle scheinen Umweltfaktoren zu spielen. Daher bieten sich wenige Ansätze zur Vorbeugung von Hodenkrebs.

Symptome von Hodenkrebs

Häufig ist die Entdeckung einer Veränderung der Hoden ein Zufallsbefund und sie fällt den Betroffenen durch eine tastbare, schmerzlose Verhärtung und/oder Schwellung des Hodens auf.

Weitere Warnsignale des Körpers können sein:

  • Schmerzen im Hodenbereich
  • Schweregefühl oder Ziehen im Hoden oder in der Leiste
  • Anschwellen oder Schmerzgefühl der Brustdrüsen (einer oder beider Brüste)
  • Bei fortgeschrittener Erkrankung Rückenschmerzen, die durch eine Vergrößerung der Lymphknoten im hinteren Bauchraum hervorgerufen werden.

Beschwerden sind nicht direkt ein Grund zur Panik und ein Indiz für eine Krebserkrankung. Die Ursache für Schmerzen oder Schwellungen können im Alltag passieren, z. B. beim Sport, oder auch andere Erkrankungen wie eine Nebenhodenentzündung. Beobachte deine Hoden in solchen Fällen daher achtsam. Symptome sollten auf jeden Fall immer ärztlich abgecheckt und nicht auf die lange Bank geschoben werden.

Früherkennung von Hodenkrebs: Selbst­unter­suchung

Eine Früherkennungsuntersuchung für junge Männer im Rahmen des gesetzlichen Krebsfrüherkennungsprogramms gibt es nicht. Eigenverantwortlich zu handeln und selbst die Hoden zu untersuchen ist deshalb schon ab der Jugend umso wichtiger.

Urolog*innen empfehlen, zwischen 14 und 45 Jahren, die Hoden 1x im Monat selbst abzutasten. Das geht am besten im Stehen unter oder nach der warmen Dusche oder einem warmen Bad. Dann ist die Haut des Hodensacks entspannt und die Hoden gut zu fühlen.

Wenn man den Hodencheck ein paar Mal gemacht hat, wird er schnell zur Routine und ist ruckzuck erledigt.

Darauf ist zu achten: Eine einseitige schmerzlose Vergrößerung oder Verhärtung des Hodens oder ein kleiner, harter schmerzloser Knoten auf dem Hoden können Auffälligkeiten sein. Ebenso kann ein Schweregefühl, Druckempfindlichkeit oder ein Ziehen im Hodenbereich ein Warnhinweis sein.

Selbstuntersuchung: Hoden von unten abtasten

So geht's

1. Mit geöffneter Hand die Hoden von unten abtasten. Auf und ab bewegen. So bekommt man ein Gefühl für Gewicht und Größe der Hoden. Veränderungen zu spüren? Ziehschmerz?

Selbstuntersuchung: Hoden einzeln abtasten

2. Hoden einzeln abtasten. Zeige- und Mittelfinger unter die Hoden und den Daumen auf die Hoden legen. Zwischen den Fingern hin und her bewegen. Knoten und Unebenheiten lassen sich so leicht ertasten. Veränderungen in Druckempfindlichkeit oder Konsistenz?

Selbstuntersuchung: Nebenhoden abtasten

3. Die Nebenhoden sind übrigens auch tastbar. Sie liegen dem Hoden hinten in Längsrichtung auf. Sie können leicht mit einem Knoten verwechselt werden.

Selbstuntersuchung: Hoden im Spiegel anschauen

4. Hoden im Spiegel anschauen. Die Unterseite der Hoden sieht man gut mit einem Handspiegel. Sind Schwellungen oder andere optische Veränderungen erkennbar?

Lade dir die Anleitung auch gerne als PDF herunter.

Wann ärztlichen Rat suchen?

Wenn du bei einer Selbstuntersuchung eine Veränderung festgestellt hast oder Symptome auf dich zutreffen, solltest du kurzfristig eine Urologin bzw. einen Urologen aufsuchen. Der Gedanke daran, vor einem Fremden blank zu ziehen schreckt dich erstmal ab? Jetzt mal ehrlich: Penisse und Hoden sehen Ärzt*innen jeden Tag. Mit einer Tast- und Ultraschalluntersuchung kann ärztlich abgeklärt werden, was deine Beschwerden verursacht. Die Untersuchung ist in der Regel schmerzlos.

Bei auffälligem Befund werden weitere diagnostische Maßnahmen durchgeführt, wie Blutuntersuchungen zur Bestimmung von verschiedenen Tumormarkern.

Wenn Risikofaktoren vorhanden sind, rät die Deutsche Gesellschaft für Urologie außerdem zu besonderer Aufmerksamkeit. In solchen Fällen sollte, ergänzend zur monatlichen Selbstuntersuchung der Hoden, zusätzlich eine Abklärung durch eine Urologin oder einen Urologen erfolgen.

Wichtig zu wissen: Ab 45 können Männer im Rahmen der gesetzlichen Krebsfrüherkennung 1x jährlich eine Untersuchung der Geschlechtsorgane durchführen lassen.

Aussichten: Heilungs­chancen und Sperma

Eine frühe Diagnose bedeutet eine gute Heilungschance. Das ist wissenschaftliche belegt. Im Frühstadium wird Hodenkrebs praktisch immer geheilt. Auch in fortgeschrittenen Stadien besteht eine gute Heilungschance. Laut RKI Krebsregister werden 97 % der erkrankten Männer wieder gesund.

Hodenkrebs bedeutet nicht, dass die Männlichkeit der Betroffenen verloren geht. Man ist auch weiterhin ein vollwertiger Mann. Jüngere betroffene Männer haben aber vielleicht die Familienplanung noch nicht abgeschlossen. Dafür lässt sich vorsorgen. In der Regel tritt eine Hodenkrebserkrankung nur in einem Hoden auf. Für die Produktion von männlichen Hormonen und Spermien reicht normalerweise ein gesunder Hoden aus. Die Fruchtbarkeit kann durch die Erkrankung und Behandlung allerdings zeitweise oder dauerhaft eingeschränkt sein. Bei einem noch unerfüllten Kinderwunsch kann man daher vor einer operativen Entfernung des betroffenen Hodens oder einer möglichen Strahlen- oder Chemotherapie seine Spermien einfrieren lassen.

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