Häusliche Gewalt: Zahlen und Fakten

Häusliche Gewalt ist in Deutschland kein Randproblem. Ein Blick auf aktuelle Zahlen macht das Ausmaß sichtbar. Gefährdet sind vor allem Frauen. Die Mehrheit der Täter*innen sind Männer.

Zum Inhalt springen

Häusliche Gewalt ist in Deutschland kein Randproblem. Ein Blick auf aktuelle Zahlen macht das Ausmaß sichtbar. Gefährdet sind vor allem Frauen. Die Mehrheit der Täter*innen sind Männer.

Zum Inhalt springen

Häusliche Gewalt in Deutschland

In den letzten 3 Jahren ist die Zahl der Fälle häuslicher Gewalt in Deutschland kontinuierlich gestiegen. Dazu gehört sowohl innerfamiliäre Gewalt zwischen nahen Verwandten, als auch Gewalt in der Partnerschaft. Die Gewalt kann körperlich, sexualisiert, psychisch, sozial oder ökonomisch sein.

Illustration: Anteil der Betroffenen und Täter*innen häuslicher Gewalt nach Geschlecht

  • Im Jahr 2023 wurden laut Bundeskriminalamt (BKA) 256.276 Menschen Opfer häuslicher Gewalt, was einem Anstieg von 6,5 % gegenüber 2022 entspricht.
  • 78.341 Personen wurden laut BKA Opfer innerfamiliärer Gewalt zwischen nahen Angehörigen, ein Anstieg von 6,7 % im Vergleich zum Vorjahr.
  • 2022 waren laut Bundesfamilienministerium 157.818 Personen von Partnerschaftsgewalt betroffen, ein Anstieg von 9,1 % im Vergleich zum Vorjahr.
  • 2023 wurden laut BKA 155 Frauen und 24 Männer von ihrer Partnerin bzw. ihrem Partner oder ihrer Ex-Partnerin bzw. Ex-Partner getötet.

Illustration: Jede 3. Frau erlebt im Leben körperliche und/oder sexualisierte Gewalt

Frauen sind besonders gefährdet

Frauen sind überproportional häufig von häuslicher Gewalt betroffen. Etwa 70,5 % der 256.276 Betroffenen waren 2023 Frauen.

155 Frauen wurden von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Das bedeutet: Im Jahr 2023 hat nahezu jeden 2. Tag in Deutschland ein Mann seiner Partnerin oder Ex-Partnerin das Leben genommen. Die Tötung einer Frau, weil sie eine Frau ist, nennt man Femizid. Expert*innen schätzen, dass die Dunkelziffer für psychische und körperliche Gewalttaten deutlich höher ist, da viele Betroffene aus Angst oder Scham keine Anzeige erstatten.

UN Women Deutschland schätzt, dass jede 3. Frau in Deutschland mind. 1x in ihrem Leben Gewalt erfahren hat.

Eine Studie des Robert Koch-Instituts zeigt: 35 % der Frauen in Deutschland haben seit ihrem 15. Geburtstag körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt. Die Übergriffe gingen überwiegend von aktuellen oder ehemaligen Partner*innen aus.

Die 2022 erschienene Befragung „Paargewalt in Deutschland“ des Bundesfamilienministeriums erwähnt, dass 11 % der befragten Frauen in Deutschland von ökonomischer Gewalt betroffen sind. Das heißt, ihr Zugang zu Ressourcen wird eingeschränkt, etwa indem verhindert wird, dass sie einen Job außerhalb des Hauses annehmen. Die digitale Gewalt gegenüber Frauen nahm um 25 % zu.

Neues Gewalthilfegesetzt ab 2032

Ab dem 01.01.2032 haben gewaltbetroffene Frauen erstmals einen bundesweiten Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung. Das bedeutet, dass sie unabhängig von ihrem Wohnort kostenlos Schutz- und Beratungseinrichtungen nutzen können. Dafür sollen deutschlandweit Hilfssysteme ausgebaut, besser vernetzt und spezialisiert werden. Zudem soll vermehrt auf Prävention, also Täter*innen- und Öffentlichkeitsarbeit gesetzt werden. Trans-, intergeschlechtliche und nicht-binäre Personen sind von diesem Gesetz ausgeschlossen.

Illustration: Einer von 20 Männern erlebt sexualisierte Gewalt in der Partnerschaft

Männer: meist Täter, selten Opfer

Die überwältigende Mehrheit der Täter*innen sind mit 75,6 % Männer.

Trotzdem können Männer auch Opfer werden: 1 von 20 Männern erlebt laut Männerhilfetelefon innerhalb einer Partnerschaft sexualisierte Gewalt. Lediglich <1 von 10 wendet sich, nachdem er Partnerschaftsgewalt erfahren hat, an die Polizei.

Kinder und Jugend­liche

Häusliche Gewalt betrifft in Deutschland zahlreiche Kinder und Jugendliche. Im Jahr 2023 registrierten die Jugendämter laut Statistischem Bundesamt bei mind. 63.700 Minderjährigen eine Kindeswohlgefährdung durch Vernachlässigung, psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt. Das sind 1.400 Fälle mehr als im Vorjahr. Die tatsächliche Zahl könnte jedoch deutlich höher sein.

Etwa 73 % der Gefährdungen wurden durch die eigenen Eltern verursacht. Die betroffenen Kinder waren im Schnitt etwa 8 Jahre alt.

Hohe Dunkelziffer

Expert*innen gehen davon aus, dass die Dunkelziffer bei häuslicher Gewalt um bis zu 25 % höher liegt als die aktuellen Zahlen des Bundeskriminalamts. Viele Betroffene suchen sich keine Hilfe, weil sie Angst vor der Reaktion der Gewalt ausübenden Person haben. Manche befinden sich in einer emotionalen, finanziellen oder rechtlichen Abhängigkeit von dieser oder haben das Vertrauen in Polizei und Justiz verloren. Andere wissen nicht, wo sie sich Hilfe holen können, schämen sich oder sind von Freund*innen und Familie isoliert.

Hilfe bei häuslicher Gewalt

Du oder jemand, den du kennst, ist von häuslicher Gewalt betroffen? Dann schau nicht weg, sondern wende dich in akuten Gefahrensituationen direkt an die Polizei (110). Am Hilfetelefon für Frauen (0800 116 016) oder am Hilfetelefon für Männer (0800 1239900) wirst du kostenlos und anonym beraten.

Kinder und Jugendliche können anonym und kostenlos die Nummer gegen Kummer (0800 116 111) anrufen.

Wer lieber schriftlich Kontakt aufnimmt, wendet sich an die Onlineberatung des WEISSEN RINGS . Persönliche Hilfs- und Beratungsangebote können über den Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe „Frauen gegen Gewalt“ gefunden werden.

Täter*innen können sich an die Bundesarbeitsgemeinschaft Täterarbeit Häusliche Gewalt e. V. wenden.