Care-Arbeit gerechter aufteilen

Du bist Familienvater und auf dieser Seite gelandet? Cool, dann machst du dir schon Gedanken darüber, ob die Care-Arbeit bei euch gerecht aufgeteilt ist. Ein 1. Schritt, um deine Partnerin vom Mental Load zu befreien.

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Du bist Familienvater und auf dieser Seite gelandet? Cool, dann machst du dir schon Gedanken darüber, ob die Care-Arbeit bei euch gerecht aufgeteilt ist. Ein 1. Schritt, um deine Partnerin vom Mental Load zu befreien.

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Hand aufs Herz!

Weißt du, ob ihr schon das Geschenk für die Geburtstagsparty am Wochenende habt? Hast du an die Brotdose gedacht, die dein Nachwuchs morgen für den Ausflug mit der Kita mitbringen muss? Denkst du dran, dass das Paket mit der neuen Winterjacke nur noch 2 Tage auf der Post liegt und dringend abgeholt werden muss? Wenn du das oder ähnliche Themen alltäglich auf dem Schirm hast, bist du echt ein fortschrittlicher Vater. Denn in den meisten Beziehungen trägt immer noch die Frau die Verantwortung für die Organisation des Familienalltags und die Sorgearbeit. Dazu gehört eben nicht nur die Ausführung der sogenannten Care-Arbeit selbst, etwa das Abholen der Kinder vom Sport, sondern auch das „Auf-dem-Schirm-haben“. Die Belastung durch die unsichtbare Denkarbeit bezeichnet man als „Mental Load“.

Bewusstsein für das Unsichtbare

In der Vermächtnis-Studie, die u. a. von „Zeit Online“ durchgeführt wurde, kam heraus, dass Männer häufiger als Frauen davon ausgehen, dass die mentale Arbeit fair verteilt ist. Frauen dagegen sehen die Last vor allem bei sich. Selbst wenn die Frauen in Vollzeit arbeiten, tragen sie den überwiegenden Teil des Mental Load.

Ursachen für den Gender Care Gap

Warum ist das so? Einer der Hauptgründe liegt darin, dass Männer anders erzogen werden als Frauen. Mädchen wird von klein auf beigebracht, wie man sich um andere kümmert. Bei Jungs werden in der Regel immer noch andere Schwerpunkte gesetzt.

Es kann sein, dass du schon viele Aufgaben im Haushalt übernimmst, aber eben nicht der Hauptverantwortliche dafür bist. Du tust also die Dinge, um die du gebeten wirst, denkst aber vielleicht nicht selbst daran. Und genau das macht einen großen Unterschied, denn das Denken an all das, was erledigt werden muss, ist unglaublich anstrengend und frisst Energie. Viele Väter sehen das Problem erst, wenn ihre Partnerinnen völlig überlastet sind.

Die Gründe für den sogenannten Gender Care Gap sind vielfältig. Hier sind einige davon:

  • Traditionelle Rollenzuschreibungen stehen der Emanzipation der Väter im Weg. Es gilt nicht als männliche Aufgabe, wenn man sich um das Befüllen von Brotdosen und zu kleine Gummistiefel kümmert.
  • Männer verdienen in der Regel mehr Geld als Frauen. So sind sie nach der Familiengründung häufig in der Rolle des Verdieners, während sich Frauen in der Rolle der unbezahlten „Familienmanagerin“ wiederfinden.
  • Männer gehen immer noch weniger lang in Elternzeit, oft parallel mit den Müttern. So wachsen sie nicht in die Rolle des Verantwortlichen hinein.
  • Alte Gewohnheiten lassen sich nicht so schnell ablegen. Natürlich ist es bequem, wenn der Alltag läuft, weil jemand die Abläufe im Blick hat. Das sollte aber keine Ausrede dafür sein, keine neue Verteilung zu wagen. Auch wenn es am Anfang vielleicht ruckelt.

Schritt für Schritt mehr Verantwortung

Der beste Weg, etwas zu verändern, ist es, erst einmal zu verstehen, wie der Mental Load in deiner Familie aufgeteilt ist. Es geht dabei nicht darum, Schuld zuzuweisen, sondern darum, zusammen Lösungen zu finden. Dabei sind nicht nur die Väter gefragt, indem sie ihren Anteil leisten, sondern auch die Mütter, die Dinge vertrauensvoll dem anderen zu überlassen. Väter sollten sich davon verabschieden, dass sie es genau wie die Partnerin machen müssen, und Mütter sollten akzeptieren, dass Dinge auch anders laufen können. Wenn sich die neue Aufgabenverteilung bewährt hat, bleibt unterm Strich mehr Zeit für Familie und Partnerschaft.

Konkrete Schritte für mehr Gerechtigkeit:

Der 1. Schritt ist zu verstehen, dass es nicht nur darum geht zu „helfen“, sondern vielmehr darum, selbst mitzudenken, zu organisieren und zu planen. Informier dich im Internet, was Mental Load genau ist und wie betroffene Frauen die Situation wahrnehmen. Ein Selbsttest hilft dir einzuschätzen, wie viel Care-Arbeit du bereits leistest.

Anstatt zu sagen, „Sag mir einfach, was ich tun soll“, solltest du selbstständig Aufgabenbereiche übernehmen, z. B. den Bereich von Kinderarztterminen oder Kleidung (Was ist zu klein? Was kann weg? Was muss neu gekauft werden?). So wird aus dem Aushelfen ein fester Part – dran denken und Planung inklusive.

Setzt euch z. B. jeden Sonntagabend für 15 min zusammen, um zu besprechen, was in der Woche ansteht und organisiert werden muss. Dann sind alle auf dem gleichen Stand und in der Pflicht. Selbst kleinere Kinder können schon Aufgaben erledigen und werden so gleich zu Selbstständigkeit erzogen.

Es ist dein gutes Recht, als Vater genauso lang oder länger als deine Partnerin in Elternzeit zu gehen. Wenn du einen familienfreundlichen Arbeitgeber hast und dein Job es hergibt, kannst du auch darüber nachdenken, mehr Homeoffice zu machen oder deine Arbeitsstunden zu reduzieren. So kannst du zu Hause weitere Aufgaben übernehmen oder bist anwesend, wenn die Kinder nach Hause kommen.

Ein gemeinsamer Familienkalender – in analoger oder digitaler Form – hilft dabei, die Aufgaben und To-Dos für alle sichtbar zu machen.

Kümmer dich proaktiv um Dinge. Das heißt: Handel, bevor etwas zum Problem wird. Kauf also schon einmal die Glückwunschkarte für Tante Gabi, damit ihr sie rechtzeitig zur Hand habt, wenn die Feier ansteht.

Nimm dir nicht nur die netten Aufgaben wie Spielplatzbesuche und Radtouren vor, sondern auch Unbequemes. Also Arzttermine und Wäschelogistik.

Sei ehrlich! Gibt es noch viele Aufgaben, bei denen du dich regelmäßig aus der Verantwortung stiehlst? Sprich am besten mit deiner Partnerin darüber, wie sie die Aufgabenverteilung beurteilt und wo sie Verbesserungspotenzial sieht.

Sei geduldig mit dir und bleib dran: Die unsichtbare Denkarbeit, aus der Mental Load entsteht, ist oft jahrelang unbewusst ungleich verteilt. Das zu verändern, braucht Übung und Zeit. Am Anfang wird nicht alles reibungslos laufen. Kein Grund, wieder in alte Muster zu verfallen.

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Über Geschenke für den Kindergeburtstag nachdenken, organisieren, dass die Kinder vom Sport abgeholt werden... Diese ständige Denkarbeit rund um den Familienalltag kann belastend sein und wird dann als Mental Load bezeichnet. Wie gerecht teilt ihr euch die Care-Arbeit?