Was bedeutet Neurodiversität?
Neurodiversität bedeutet, dass es natürliche Unterschiede in der Funktionsweise menschlicher Gehirne gibt. Nicht alle Menschen denken, fühlen oder handeln gleich – und das ist normal. Unterschiede in Aufmerksamkeit, Wahrnehmung oder Informationsverarbeitung sind also keine Fehler im System, sondern Varianten menschlicher Natur.
Die Idee dahinter: Auch neurologische Besonderheiten wie Autismus, ADHS oder Legasthenie sind natürliche Ausprägungen des menschlichen Gehirns. Ähnlich wie wir verschiedene Hautfarben, Körpergrößen oder Sprachen akzeptieren, sollte auch die neurologische Vielfalt gesehen und anerkannt werden. Entscheidend ist dabei: Nicht jede Form von Abweichung ist automatisch eine Krankheit. Vielmehr hängt es davon ab, ob eine Person im Alltag stark eingeschränkt ist oder ob sie trotz ihrer Eigenheiten gut zurechtkommt.
Entstanden ist der Begriff in den 1990er-Jahren innerhalb der Autismus-Bewegung. Aktivist*innen wollten sich damals bewusst von einem rein defizitorientierten Blick lösen. Statt ausschließlich von „Störungen“ oder „Behinderungen“ zu sprechen, wurde betont, dass viele Unterschiede auch Stärken mit sich bringen: besondere Detailwahrnehmung, Kreativität oder unkonventionelles Denken. Mit der Zeit hat sich die Verwendung des Begriffs ausgeweitet und umfasst heute verschiedene neurologische Ausprägungen, die früher meist als krankhaft betrachtet wurden.