Psychische Belastung Allein­erziehender

Kinder allein großzuziehen, ist eine enorme Leistung und kann körperliche und psychische Spuren hinterlassen. Umso wichtiger ist es, dass Alleinerziehende Unterstützung finden. Wir haben Tipps für dich und zeigen, wo du Hilfe bekommst.

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Kinder allein großzuziehen, ist eine enorme Leistung und kann körperliche und psychische Spuren hinterlassen. Umso wichtiger ist es, dass Alleinerziehende Unterstützung finden. Wir haben Tipps für dich und zeigen, wo du Hilfe bekommst.

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Alltag zwischen Verantwortung und Überlastung

Alleinerziehende stemmen jeden Tag ein enormes Pensum: Beruf, Kinderbetreuung, Haushalt und die komplette Organisation des Familienlebens. Unterstützung durch eine*n Partner*in fällt weg, sodass Zeitdruck, finanzielle Sorgen und die alleinige Verantwortung zur Dauerbelastung im Alltag werden.

Da alleinerziehende Mütter oder Väter die einzige konstante Bezugsperson für ihr Kind sind, bleibt kaum Raum für Pausen oder eigene Bedürfnisse. Viele erfahren Schuldgefühle, weil sie glauben, ihren Kindern wegen Arbeit oder Terminen nicht genug Aufmerksamkeit schenken zu können. Auch das soziale Leben leidet: Freundschaften und Hobbys sind schwer mit den alltäglichen Pflichten zu vereinbaren, was nicht selten zu Isolation führt.

Die Studie „Alleinerziehende in Deutschland“ der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass in Deutschland 17,4 % aller Familien Ein-Eltern-Familien sind – das sind 2,8 Mio. alleinerziehende Elternteile. Davon waren etwa 2,3 Mio. Mütter und 496.000 Väter. Dabei sind alleinerziehende Mütter überdurchschnittlich häufig von Armut, Einsamkeit und Zukunftsängsten betroffen und Kinder in diesen Familien besonders anfällig für Belastungen und Risiken, die sich negativ auf ihre körperliche wie psychische Gesundheit und Entwicklung auswirken können.

Gesundheitliche Auswirkungen

Psychische Auswirkungen auf Eltern

Das Robert Koch Institut hat die Gesundheit von alleinerziehenden Müttern und Vätern untersucht und kommt zu dem Ergebnis, dass Alleinerziehende, insbesondere Mütter, deutlich häufiger psychisch belastet sind als Eltern, die in einer Partnerschaft leben. Viele berichten von Stress, Einsamkeit und depressiven Symptomen. Dabei kann es sich sowohl um anhaltende depressive Verstimmungen handeln, die den Alltag schwerer machen, als auch um klinische Depressionen, die professionelle Unterstützung erfordern. Viele Betroffene verspüren ein Gefühl der inneren Leere, Antriebslosigkeit und empfinden kaum noch Freude an früher wichtigen Dingen.

Hinzu kommen körperliche Beschwerden wie Rücken- oder Gelenkschmerzen, Schlafstörungen oder Herz-Kreislauf-Probleme. Untersuchungen zeigen sogar ein erhöhtes Risiko für eine beeinträchtigte Herz-Kreislauf-Gesundheit. Auch ungesunde Bewältigungsstrategien wie Rauchen treten häufiger auf, während Bewegung und Sport oft zu kurz kommen. All das erhöht die Gefahr von Erschöpfung bis hin zum Burn-out.

Psychische Auswirkungen auf Kinder

In der bundesweiten, repräsentativen Studie „Kinder in Deutschland – KiD 0–3 2022“ wurde untersucht, inwiefern ein psychisch belastetes Familienumfeld ein Risiko für die gesunde und altersgerechte Entwicklung von Säuglingen und Kleinkindern darstellen kann. Aus der Studie geht hervor, dass Kinder Sorgen und Ängste ihrer Eltern übernehmen, sensibel auf Spannungen reagieren und selbst unter Druck geraten können. Häufig zeigen sie emotionale oder soziale Auffälligkeiten wie Ängste, Rückzug, depressive Verstimmungen oder Probleme mit Gleichaltrigen. Nach einer Trennung sind zudem Schulprobleme oder Selbstvorwürfe keine Seltenheit – gerade jüngere Kinder geben sich oft unbewusst die Schuld. In manchen Fällen treten körperliche Symptome wie Atemwegserkrankungen oder Bettnässen auf. Langfristig steigt für Kinder in Ein-Eltern-Familien das Risiko, psychisch zu erkranken oder geringere Bildungschancen zu haben.

Was Allein­erziehende brauchen

Den Alltag als Ein-Eltern-Familie zu meistern, bedeutet: Organisationstalent, Kraft und Ausdauer. Doch auf Dauer können Überlastung und emotionale Erschöpfung zur großen Gefahr werden. „Erste Anzeichen sind anhaltende Gereiztheit, Rückzugsbedürfnis, Freudlosigkeit, Schlafprobleme oder ein Gefühl innerer Leere“, erklärt die Familienpsychologin und Verhaltenstherapeutin Nina Grimm. „Wenn Eltern merken, dass sie nur noch funktionieren und kaum noch in Kontakt mit sich oder ihrem Kind sind, ist es höchste Zeit innezuhalten.“ Vorbeugend rät Grimm, die selbst Mutter zweier Kinder ist, den Druck bewusst zu senken: „Ein realistisches Erwartungsmanagement ist zentral. Nicht jeder Tag muss harmonisch, nicht jede Mahlzeit Bio sein. Pausen und Unterstützung sollten fest eingeplant werden – das ist keine Schwäche, sondern eine Ressource.“

Information

Unsere Expertin

Nina Grimm ist Familienpsychologin, Verhaltenstherapeutin und selbst 2-fache Mutter. Das ganze Interview findest du in der Studie „Familie und Erziehung 2025“ der Pronova BKK.

Tipps für Alleinerziehende

Damit Entlastung für Körper und Psyche gelingt, sind kleine, aber wirksame Schritte im Alltag entscheidend:

Schon wenige Minuten Entspannung oder Atemübungen helfen, Stress abzubauen und neue Energie zu tanken. Gönn dir zwischendurch wertvolle Auszeiten – mit einem Buch oder einem entspannenden Bad.

Auch wenn’s schwer fällt: Handy abends weglegen – wer spät noch Termine checkt oder durch Social Media scrollt, bleibt oft gedanklich im Alltag gefangen und findet schwer zur Ruhe.

Regelmäßiger Sport gelingt leichter, wenn kurze Einheiten fest eingeplant werden und Bewegung flexibel in den Alltag integriert wird – etwa mit Spaziergängen, Treppensteigen oder Work-outs zu Hause. Wer das Kind einbezieht oder Unterstützung von Familie und Freunden für die Kinderbetreuung nutzt, bleibt eher dran und entlastet sich selbst.

Die richtige Ernährung hilft, Energie und Gesundheit zu erhalten. Wichtig ist jedoch, sich dabei nicht unter Druck zu setzen: Niemand muss täglich frisch kochen oder ausschließlich Bio-Produkte verwenden. Entscheidend ist, regelmäßig und möglichst ausgewogen zu essen – ohne dass Essen zur zusätzlichen Stressquelle wird.

Tausche dich mit anderen Eltern aus, bilde Betreuungs-Tandems oder knüpfe Kontakte über Initiativen für Alleinerziehende. Das entlastet und beugt Einsamkeit vor.

Der Haushalt muss nicht glänzen. Schreib dir stattdessen kleine Erfolgserlebnisse auf, um den Blick für das Positive zu schärfen.

Mutter- oder Vater-Kind-Kuren, Beratungsstellen und Hilfsangebote der Krankenkassen (siehe unten) können wertvolle Entlastung bringen.

Plane feste Termine nur für dich – ob Sport, ein Treffen mit Freund*innen oder einen Saunabesuch. Diese Auszeiten sind wichtig für deine Kraftreserven.

Apps, Kalender oder Ordner helfen, Termine und Behördengänge besser zu organisieren und den Kopf freizubekommen.

Wo bekomme ich Hilfe und Unter­stützung?

Alleinerziehende müssen ihren Alltag oft allein organisieren – aber sie müssen ihn nicht allein bewältigen. Unterstützung gibt es auf vielen Ebenen: Verbände wie der Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V. beraten rund um Kinderbetreuung, Existenzsicherung und rechtliche Fragen, bieten aber auch psychosoziale Unterstützung.

Wusstest du, dass Alleinerziehende Anspruch auf verschiedene finanzielle und rechtliche Unterstützungen haben, darunter Kindergeld, Kinderzuschlag, Wohngeld, Unterhaltsvorschuss, den steuerlichen Entlastungsbetrag sowie Mehrbedarfszuschläge im Bürgergeld? Auf dem Familienportal des Bundesfamilienministeriums findest du dazu hilfreiche Informationen.

Zusätzlich bieten örtliche Erziehungs- und Familienberatungsstellen Orientierung bei Erziehungsfragen und stärken die Eltern-Kind-Beziehung. Auch ein Austausch in regionalen Gruppen für Alleinerziehende kann wertvoll sein, um Erfahrungen zu teilen und neue Netzwerke aufzubauen.

Das tut die Pronova BKK für dich

Neben all diesen Angeboten steht dir auch deine Krankenkasse zur Seite. Wir unterstützen dich gezielt mit Leistungen, die deinen Alltag erleichtern und deine Gesundheit fördern:

Regelmäßige Check-ups helfen, Entwicklungsauffälligkeiten frühzeitig zu erkennen und die Gesundheit deines Kindes bestmöglich zu fördern.

Dieses Programm bietet zusätzlich zu den üblichen Vorsorgeuntersuchungen Unterstützung für Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung – körperlich, psychisch und sozial.

In speziellen Mutter- oder Vater-Kind-Kuren kannst du Kraft tanken, dich erholen und neue Strategien für den Alltag entwickeln.

Wenn du krank bist oder dich zeitweise nicht um den Haushalt kümmern kannst, kann eine Haushaltshilfe unterstützen, sodass dein Kind weiterhin gut versorgt ist.

Yogakurs

Prävention für deine Gesundheit

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