Was passiert bei einer Fehlgeburt?

Für betroffene Mütter und Paare bedeutet das vorzeitige Ende einer Schwangerschaft eine körperliche und seelische Ausnahmesituation. Erfahre, welche Anzeichen darauf hindeuten können und welche Unterstützung es gibt.

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Für betroffene Mütter und Paare bedeutet das vorzeitige Ende einer Schwangerschaft eine körperliche und seelische Ausnahmesituation. Erfahre, welche Anzeichen darauf hindeuten können und welche Unterstützung es gibt.

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Was ist eine Fehl­geburt?

Eine Fehlgeburt, medizinisch Abort genannt, bedeutet, dass eine Schwangerschaft vorzeitig endet. Für viele Frauen und Paare ist das ein schmerzliches Erlebnis, das mit Trauer, Schuldgefühlen und vielen Fragen verbunden sein kann. Weil in unserer Gesellschaft wenig darüber gesprochen wird, fühlen sich Betroffene oft allein. Dabei ist eine Fehlgeburt keineswegs selten: Etwa 10-15 % aller Schwangerschaften enden laut Deutscher Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe ungewollt auf diese Weise.

Viele dieser Verluste geschehen bereits sehr früh. Oft so früh, dass Frauen noch gar nichts von ihrer Schwangerschaft wissen. Wie viele Fehlgeburten es in Deutschland gibt, lässt sich nicht genau sagen. Viele bleiben unbemerkt. 2021 wurden laut Bundestag rund 39.700 Schwangerschaften mit abortivem Ausgang erfasst, die tatsächliche Zahl liegt vermutlich weit darüber. Typische Anzeichen können beispielsweise eine unerwartete Blutung oder das Nachlassen der bekannten Schwangerschaftssymptome sein, z. B. eines Spannens in der Brust, von Übelkeit oder eines veränderten Geruchs- und Geschmacksempfindens.

Wichtig: Das Nachlassen dieser Symptome allein ist noch kein sicheres Anzeichen für eine Fehlgeburt. Viele Frauen berichten, dass Beschwerden ab der 12. Schwangerschaftswoche ganz normal zurückgehen, weil sich der Körper an die Hormonumstellung gewöhnt. Erst in Kombination mit Symptomen wie Blutungen oder starken Bauchschmerzen sollte ärztlich abgeklärt werden, ob eine Fehlgeburt vorliegt.

Früh- und Spätaborte

Ärzt*innen unterscheiden Fehlgeburten nach dem Zeitpunkt, in dem sie auftreten. Endet eine Schwangerschaft bis zur 12. Woche, also im 1. Trimester, spricht man von einem Frühabort. Das ist auch der Zeitraum, in dem die meisten Fehlgeburten passieren. Häufig liegt die Ursache in genetischen Veränderungen, die dazu führen, dass sich der Embryo nicht weiterentwickelt.

Ab der 13. SSW, also mit Beginn des 2. Trimesters, wird der Embryo zum Fötus. Tritt eine Fehlgeburt zwischen der 13. und 24. Woche ein, wird sie als Spätabort bezeichnet. In dieser Phase sind die Gründe oft vielfältiger, z. B. Infektionen, Probleme mit der Plazenta oder Vorerkrankungen der Mutter.

Ab der 25. Schwangerschaftswoche sprechen Fachleute nicht mehr von einer Fehlgeburt, sondern von einer Frühgeburt. Denn ab diesem Zeitpunkt hat ein Kind dank moderner Medizin die Chance, außerhalb des Mutterleibs zu überleben.

Symptome: Welche Anzeichen deuten auf eine Fehlgeburt hin?

Eine Fehlgeburt kann sich auf unterschiedliche Weise bemerkbar machen. Nicht immer treten dieselben Anzeichen auf, und manchmal verlaufen Fehlgeburten auch ganz ohne spürbare Symptome. Mögliche Hinweise sind z. B.:

  • Vaginale Blutungen: Häufig das auffälligste Anzeichen. Sie können zunächst schwach sein und im Verlauf stärker werden.
  • Krampfartige Schmerzen im Unterleib oder Rücken: Oft ähnlich wie Menstruationsbeschwerden, manchmal jedoch intensiver.
  • Plötzliches Nachlassen von Schwangerschafts­beschwerden: Etwa wenn Brustspannen, Übelkeit oder ausgeprägte Müdigkeit unerwartet verschwinden.

Diese Anzeichen bedeuten nicht zwangsläufig, dass es tatsächlich zu einer Fehlgeburt kommt. Trotzdem solltest du sofort ärztliche Hilfe aufsuchen, um Sicherheit zu bekommen und mögliche Komplikationen auszuschließen, wenn du die Symptome bei dir bemerkst.

Ursachen und Risiken: Was kann eine Fehlgeburt auslösen?

Die meisten Fehlgeburten lassen sich weder verhindern noch sind sie auf ein Fehlverhalten der Schwangeren zurückzuführen. Häufig handelt es sich um eine Art natürlichen Schutzmechanismus des Körpers, wenn sich eine Schwangerschaft nicht gesund entwickeln kann. Typische Ursachen können sein:

  • Genetische Veränderungen, z. B. Chromosomenstörungen (Fehler im Erbgut), die dazu führen, dass sich ein Embryo nicht normal entwickeln kann. Sie sind die häufigste Ursache bei frühen Fehlgeburten.
  • Hormonelle Störungen, etwa ein Mangel des Gelbkörperhormons (Progesteron), das für den Erhalt der Schwangerschaft wichtig ist.
  • Infektionen wie Röteln oder Toxoplasmose.
  • Chronische Erkrankungen der Mutter, z. B. Diabetes oder Schilddrüsenerkrankungen.
  • Anatomische Besonderheiten der Gebärmutter, etwa eine ungewöhnliche Form, Verwachsungen oder Myome (gutartige Muskelknoten). Solche Ursachen sind relativ selten.
  • Lebensstilfaktoren wie starker Alkohol- oder Nikotinkonsum.

In vielen Fällen bleibt die genaue Ursache unklar. Das macht es für Betroffene oft besonders schwer, eine Fehlgeburt einzuordnen.

Risiko je nach Schwanger­schafts­woche

Das Risiko für eine Fehlgeburt hängt auch vom Zeitpunkt der Schwangerschaft ab:

  • Rund 80 % aller Fehlgeburten treten in den ersten 12 Wochen auf.
  • Ab der 13. Woche sinkt das Risiko deutlich.
  • Studien zeigen: Ist in der 10. Schwangerschaftswoche ein Herzschlag nachweisbar, liegt die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt nur noch bei wenigen Prozent.

Information

Fehlgeburt ohne Blutung

Nicht jede Fehlgeburt macht sich durch Blutungen oder andere körperliche Beschwerden bemerkbar. Bei dem sogenannten „verhaltenen Abort“, auch „stille Fehlgeburt“ genannt, treten häufig gar keine Warnsignale auf. Oft fällt sie erst bei einer Ultraschalluntersuchung auf, etwa wenn keine Herztöne mehr hörbar sind oder sich das Wachstum des Embryos nicht weiterentwickelt.

Was passiert nach einer Fehlgeburt?

Eine Fehlgeburt ist nicht nur emotional belastend, sondern wirft auch viele praktische Fragen auf: Was passiert jetzt mit meinem Körper? Muss ich etwas tun? Muss ich ins Krankenhaus? Die Antworten können sehr unterschiedlich sein, denn der weitere Ablauf hängt davon ab, in welcher Schwangerschaftswoche du dich befindest und wie dein Körper reagiert. Ärzt*innen besprechen mit dir, welche Vorgehensweise in deiner Situation am besten geeignet ist. Ganz gleich, welcher Weg gewählt wird: Du wirst medizinisch begleitet, und es ist völlig normal, dabei viele Fragen und Unsicherheiten zu haben. Sprich offen an, wenn du dir mehr Informationen oder Unterstützung wünschst. Grundsätzlich gibt es 3 Möglichkeiten:

Bei sehr frühen Fehlgeburten stößt der Körper das Gewebe oft von selbst ab. Das kann wenige Tage bis einige Wochen dauern. Ärzt*innen kontrollieren mit Ultraschall, ob die Gebärmutter vollständig entleert ist. In den meisten Fällen verläuft dieser Prozess ohne Komplikationen, manchmal können aber stärkere Blutungen oder Schmerzen auftreten.

Mit bestimmten Wirkstoffen, z. B. Misoprostol, wird der Abgang unterstützt. Das Medikament kann im Krankenhaus, in einer Praxis oder manchmal auch zu Hause eingenommen werden. Das wird individuell entschieden. Wichtig ist in jedem Fall eine ärztliche Begleitung, damit du weißt, was auf dich zukommt und wann du wieder zur Kontrolle gehen solltest.

Bleiben Gewebereste zurück oder drohen Komplikationen wie starke Blutungen oder Infektionen, wird eine Ausschabung (Kürettage) oder eine Absaugung durchgeführt. Dieser Eingriff erfolgt in der Regel unter Narkose im Krankenhaus und dauert nur wenige Minuten. Anschließend wird per Ultraschall geprüft, ob die Gebärmutter vollständig entleert ist.

Nachsorge und psycho­logische Unter­stützung für Betroffene

Nach einer Fehlgeburt durchläuft der Körper ähnliche Prozesse wie nach einer Geburt: Es kann zu Nachwehen, Wochenfluss oder sogar zu einem Milcheinschuss kommen. Für viele Frauen sind diese körperlichen Veränderungen schwer auszuhalten, weil sie im Kontrast zum Verlust stehen. Hinzu kommen oft Gefühle wie Schuld, Angst vor einer erneuten Schwangerschaft oder depressive Verstimmungen. Auch Partner*innen trauern, häufig jedoch auf eine andere Weise – was in einer Beziehung zusätzliche Spannungen bewirken kann.

Deshalb ist nach einer Fehlgeburt nicht nur die medizinische Nachkontrolle wichtig, sondern auch ein ausführliches Gespräch mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt. Dort können Fragen geklärt und passende Unterstützungsangebote aufgezeigt werden.

Hilfe und Entlastung bieten z. B.:

  • Gesprächstherapie oder Trauerbegleitung, um Gefühle einzuordnen und zu verarbeiten.
  • Selbsthilfegruppen, in denen du dich mit anderen betroffenen Frauen und Familien austauschen kannst. Eine Gruppe in deiner Nähe findest du in der NAKOS-Datenbank.
  • Unterstützende Angebote der Pronova BKK, wie das Programm Kompass  für akute psychische Belastungen.

Mutterschutz nach einer Fehlgeburt

Lange war rechtlich nicht klar geregelt, wie Frauen nach einer Fehlgeburt geschützt werden. Heute gibt es abgestufte Regelungen, die den besonderen Belastungen Rechnung tragen. Seit dem das Mutterschutzanpassungsgesetz eingeführt wurde, beginnt der Schutz bereits früher und wird gestaffelt gewährt:

  • Vor der 13. SSW: Krankschreibung
  • Ab der 13. SSW: 2 Wochen Mutterschutz
  • Ab der 17. SSW: 6 Wochen Mutterschutz
  • Ab der 24. SSW: Regulärer Mutterschutz von 8 Wochen
  • Beschäftigungsverbot: Zusätzlich kann ein ärztliches Beschäftigungsverbot ausgesprochen werden, wenn die Gesundheit der Frau gefährdet ist.

Erfahre mehr Informationen zu deinen Rechten zum Mutterschutz.

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Ein Paar spricht offen über seine Fehlgeburt

Victoria und Mickey haben 3 Kinder, als sie 2021 wieder schwanger ist. Die beiden freuen sich sehr auf das 4. Kind, das die Familie komplettieren sollte. Doch in der 16. Schwangerschaftswoche erfahren sie ganz unerwartet, dass das Kind nicht mehr lebt. Bei einer Routineuntersuchung beim Frauenarzt sind plötzlich keine Herztöne mehr vorhanden.

In unserem Vodcast „Jetzt mal ehrlich“ spricht das Paar von seinen persönlichen Erfahrungen nach einer Fehlgeburt.