Nach einer Fehlgeburt wieder ins Gleichgewicht finden

Für viele Frauen und Paare ist eine Fehlgeburt eine Ausnahmesituation, die Zeit, Verständnis und Unterstützung erfordert. Die richtige Nachsorge – medizinisch, körperlich und psychisch – hilft, diesen schweren Weg nicht allein gehen zu müssen.

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Für viele Frauen und Paare ist eine Fehlgeburt eine Ausnahmesituation, die Zeit, Verständnis und Unterstützung erfordert. Die richtige Nachsorge – medizinisch, körperlich und psychisch – hilft, diesen schweren Weg nicht allein gehen zu müssen.

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Medizinische Nachsorge nach einer Fehlgeburt

Eine Fehlgeburt, von Ärzt*innen Abort genannt, ist mehr als ein medizinisches Ereignis. Sie bedeutet den Verlust eines ungeborenen Kindes. Wichtig ist nicht nur die seelische Verarbeitung dieses Verlusts, sondern auch die ärztliche Nachsorge.

Wann sollte die Nach­unter­suchung stattfinden?

Nach einer Fehlgeburt empfehlen Ärzt*innen in der Regel eine Nachuntersuchung nach 1-2 Wochen. Dabei wird geprüft, ob sich die Gebärmutter vollständig zurückgebildet hat und keine Gewebereste zurückgeblieben sind. Diese Kontrolle erfolgt meist per Ultraschall und ggf. durch eine Blutuntersuchung, bei der der HCG-Wert (Schwangerschaftshormon) gemessen wird. Ein erhöhter HCG-Wert kann darauf hindeuten, dass das Gewebe der Schwangerschaft vollständig abgegangen ist. Bleiben Reste in der Gebärmutter zurück, kann das zu Infektionen oder Blutungen führen. In diesen Fällen muss unter Umständen eine Ausschabung durchgeführt werden.

Wie lange braucht der Körper zur Erholung?

Der weibliche Körper reagiert individuell. Blutungen können noch 1-2 Wochen anhalten, manchmal länger. Der Zyklus normalisiert sich meist nach 4-6 Wochen. Auch ein erneuter Eisprung kann schon früh möglich sein, medizinisch spricht jedoch vieles dafür, dem Körper und der Seele etwas mehr Zeit zu geben, bevor eine neue Schwangerschaft geplant wird.

Information

Gut zu wissen

  • Nach einer Fehlgeburt kann es zu den gleichen körperlichen Symptomen kommen wie nach einer Geburt, z. B. zu einem Milcheinschuss. Das kann nach einer Fehlgeburt sehr belastend sein. Hebammen und Ärzt*innen können Medikamente oder Tipps geben, um Beschwerden zu lindern.
  • Wiederholte Fehlgeburten, auch habituelle Aborte genannt, sind selten, aber wenn sie auftreten, sollte eine genetische und hormonelle Abklärung erfolgen.

Psychologische und emotionale Bewältigung

Eine Fehlgeburt kann Gefühle wie Trauer, Schuld, Ohnmacht oder Wut auslösen. Jede Frau, jede*r Partner*in verarbeitet diesen Verlust anders. Es gibt keinen „richtigen“ Weg. Für die emotionale Verarbeitung der Trauer ist es wichtig, den Verlust des ungeborenen Kindes als realen Verlust anzuerkennen.

Gespräche mit Psychotherapeut*innen oder Trauergruppen können in einer schwierigen Phase entlasten. Eine offene Kommunikation mit der Partnerin oder dem Partner und auch mit Freund*innen oder Angehörigen in der Familie können helfen, Missverständnisse und Einsamkeit zu vermeiden.

So kannst du dir Hilfe holen

Rolle der Hebamme bei der Nachsorge

Viele wissen nicht: Auch nach einer Fehlgeburt – egal ob früh oder spät – haben Frauen Anspruch auf Hebammenbetreuung.

  • Bis zur 12. SSW: Hebammenhilfe wird als Nachsorgeleistung von der Krankenkasse übernommen.
  • Ab der 24. SSW: Es gelten die gleichen Rechte wie nach einer Geburt, inklusive Hausbesuche bis 12 Wochen danach.

Was macht die Hebamme nach einer Fehlgeburt?

Die Hebamme kann bei körperlichen Beschwerden wie Blutungen, Milcheinschuss oder auch bei der Rückbildung unterstützen. Für viele Betroffene ist sie auch eine gute Gesprächspartnerin in der Trauer. Die Hebamme kann außerdem nützliche Tipps und Sicherheit für den Alltag in dieser sensiblen Zeit geben.

Rechte und Ansprüche nach einer Fehlgeburt

Nach einer Fehlgeburt bestehen unterschiedliche Ansprüche, abhängig von der Schwangerschaftswoche:

  • Vor der 24. SSW: Du hast Anspruch auf Krankschreibung und Hebammenhilfe. Ab der 13. SSW beginnt der Anspruch auf einen gestaffelten Mutterschutz.
  • Ab der 24. SSW: Du erhältst den regulären Mutterschutz von 8 Wochen, Hebammenhilfe und Kündigungsschutz.
  • Beschäftigungsverbot: Eine ärztliche Verordnung ist dann möglich, wenn die körperliche oder psychische Belastung zu hoch ist.

Planung einer erneuten Schwang­erschaft

Viele Eltern fragen sich nach einer Fehlgeburt, wann sie wieder schwanger werden können – und wann es sich richtig anfühlt. Es bedeutet für alle Eltern eine individuelle Entscheidung.

  • Körperlich: Mediziner*innen empfehlen meist, 2-3 Zyklen abzuwarten.
  • Emotional: Entscheidend ist, wann beide Partner*innen sich bereit fühlen. Manche brauchen Monate, andere Jahre.
  • Bei wiederholten Fehlgeburten: Unbedingt ärztlich abklären lassen. Ursachen können genetisch, hormonell oder strukturell sein.

Nach einer Fehlgeburt brauchen Körper und Seele Zeit, um zu heilen. Ärztliche Nachuntersuchungen, Hebammenhilfe und psychologische Unterstützung sind wertvolle Begleiter in dieser Phase. Wichtig ist, sich bewusst zu machen: Jede Frau, jede Familie und jedes Paar geht diesen Weg individuell. Hilfe anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Schritt zur Heilung.

In unserem Podcast „Jetzt mal ehrlich“ sprechen Victoria und Mickey von ihren ganz persönlichen Erfahrungen nach einer Fehlgeburt in der 16. Schwangerschaftswoche.

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