Glutenun­ver­träg­lich­keit richtig erkennen und behandeln

Brot, Gebäck oder Pizza können Verdauungsbeschwerden auslösen. Grund dafür kann eine Glutenunverträglichkeit sein. Die Diagnose gehört immer in ärztliche Hand – auch, um eine Zöliakie auszuschließen.

Zum Inhalt springen

Brot, Gebäck oder Pizza können Verdauungsbeschwerden auslösen. Grund dafür kann eine Glutenunverträglichkeit sein. Die Diagnose gehört immer in ärztliche Hand – auch, um eine Zöliakie auszuschließen.

Zum Inhalt springen

Symptome und Ursachen einer Gluten­unver­träglich­keit

Verdauungsbeschwerden mit Symptomen wie Blähungen, Völlegefühl, Krämpfe, Durchfall oder Verstopfung werden oft mit einer Glutenunverträglichkeit in Verbindung gebracht. Als Folge meiden viele Menschen auch ohne medizinische Diagnose glutenhaltige Produkte. Doch eine ärztliche Abklärung der Symptomatik ist unbedingt notwendig. Denn hinter den genannten Symptomen können ganz verschiedene Ursachen stecken. Beim Reizdarm können z. B. ähnliche Symptome auftreten. Wird eine Weizenallergie oder die Autoimmunerkrankung Zöliakie festgestellt, müssen die damit verbundenen Ernährungsempfehlungen strikt eingehalten werden.

Ursache für Verdauungsprobleme in Verbindung mit Gluten oder Weizen kann auch eine Weizensensitivität sein. Für diese auch Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität, Nicht-Zöliakie-Gluten-Sensitivität, Glutensensitivität oder Glutenintoleranz genannte Empfindlichkeit gegenüber Gluten oder Weizen gibt es keine eindeutigen Diagnoseverfahren. Betroffene können jedoch von einer glutenarmen Ernährungsweise profitieren. Für alle anderen ist der freiwillige Verzicht auf Gluten allerdings keine gute Idee. Er birgt sogar gesundheitliche Risiken.

Hier steckt Gluten drin

Diese Getreidesorten enthalten das Klebereiweiß Gluten:

  • Weizen
  • Dinkel
  • Roggen
  • Gerste
  • Einkorn
  • Emmer
  • Khorasan-Weizen (meistens unter dem Namen Kamut® im Handel angeboten)

Dementsprechend enthalten auch alle daraus hergestellten Produkte Gluten, vor allem Brot, Brötchen, Gebäck, Kuchen, Pizza und auch Bier.

Hafer nimmt unter den Getreiden eine Sonderstellung ein. Für Zöliakie-Betroffene gibt es spezielle, als glutenfrei gekennzeichnete Haferprodukte. Glutensensible vertragen Hafer oft in kleinen Mengen oder haben mit Hafer gar keine Probleme.

Die Lebensmittelindustrie setzt Gluten gern als Zusatzstoff ein. In hochverarbeiteten Produkten findet sich Gluten als Emulgator, Trägerstoff für Aromen oder als Stabilisator. Kleinstmengen unterliegen dabei nicht der Kennzeichnungspflicht. Gluten kann also auch in Lebensmitteln stecken, in denen man das nicht vermutet. Dazu gehören beispielsweise verarbeitete Wurstwaren oder aromatisierte Tees. Menschen, die an einer Zöliakie leiden, sollten ganz genau hinschauen und Zutatenlisten erfragen. Darauf sind wie auch auf der Speisekarte im Restaurant glutenhaltige Getreide als mögliche Allergene gekennzeichnet. Im Fall einer Weizensensitivität sind glutenhaltige Lebensmittel, insbesondere Brot, in geringen Mengen normalerweise kein Problem.

Glutenfreie Ernährung als Lifestyle

Glutenfreie Ernährung liegt als Lifestyle-Verzicht voll im Trend. Viele spezielle, meist teure Lebensmittel für eine glutenfreie Ernährung sind auf dem Markt. Das ist gut für alle von einer Zöliakie Betroffenen. Doch viele folgen der Mode-Diät ganz ohne Not. Sie erhoffen sich gesundheitliche Vorteile. Oder glauben, durch den Verzicht auf Gluten schneller abnehmen zu können.

Doch eine solche selbst verordnete sogenannte Auslass-Diät kann auch gesundheitliche Nachteile mit sich bringen. Schließlich sind die in Vollkornprodukten enthaltenen Ballaststoffe wichtig für eine gute Zusammensetzung und große Vielfalt der Darmbakterien. Ballaststoffe regen die Darmtätigkeit an, beugen Verstopfung vor und haben günstige Effekte auf Zucker- und Fettstoffwechsel. Getreide liefert darüber hinaus wichtige Mineralstoffe wie Eisen, Zink und Magnesium, wertvolle B-Vitamine, Vitamin E und sekundäre Pflanzenstoffe. Wenn du Verdauungsbeschwerden nach dem Verzehr von Brot oder glutenhaltigen Produkten hast, sprich das Thema beim nächsten Arztbesuch an. Tatsächlich von Zöliakie betroffen sind laut Deutsche Zöliakie-Gesellschaft e.V. ca. 1 % der Bevölkerung, die Dunkelziffer ist vermutlich höher. Sowohl Zöliakie als auch Weizenallergie gehören immer in ärztliche Behandlung. Wenn du sensibel auf Gluten reagierst, reicht es dagegen oft schon, den Konsum zu reduzieren.

Weizensensitivität

Der Verzehr von Weizen und anderen glutenhaltigen Getreiden kann bei empfindlichen Personen Verdauungsbeschwerden, aber auch Müdigkeit und Kopfschmerzen auslösen. Die Symptome treten schon kurz nach dem Essen oder auch noch innerhalb der folgenden Tage auf. Wird auf Weizen weitgehend verzichtet, klingen die Symptome wieder ab. In diesem Fall spricht man von einer Weizensensitivität oder Nicht-Zöliakie-Weizensensitivität. Genaue Diagnosekriterien hierfür gibt es nicht. Auch bleiben die Ursachen häufig ungeklärt. Krankhafte Veränderungen im Darm oder andere langfristige negative Auswirkungen auf die Gesundheit sind nicht bekannt.

Möglicherweise stecken aber auch andere Auslöser als Gluten hinter den Beschwerden. Die Forschung hierzu beschäftigt sich insbesondere mit bestimmten im Getreide vorkommenden Eiweißen, ATIs genannt, und einer Gruppe von Kohlenhydraten, sogenannten FODMAPs.

Wenn du sensibel auf glutenhaltige Nahrungsmittel reagierst, bedeutet das Reduzieren von Gluten eine Umstellung der Ernährung. Ein kompletter Verzicht auf Gluten ist in der Regel nicht notwendig. Viele gesunde Nahrungsmittel sind von Natur aus glutenfrei. Probiere immer wieder glutenhaltige Produkte wie Vollkornbrot oder Müsli in kleinen Mengen aus – taste dich an deine individuelle Verträglichkeitsgrenze heran. Vollkornbrot mit einer traditionell langen Teigführung wird oft besser vertragen.

Weizenallergie

Nicht nur Gluten, sondern auch andere Weizeneiweißbestandteile können die typische allergische Symptomatik auslösen:

  • Verdauungsbeschwerden
  • Hautausschlag mit Juckreiz
  • Heiserkeit oder Atemnot
  • Im Extremfall ein anaphylaktischer Schock

Diese Symptome treten meist zeitnah nach dem Verzehr von Weizen auf. Ein strikter Verzicht auf Weizen ist wichtig.

Zöliakie

Die zu den Autoimmunerkrankungen zählende Zöliakie ist ein sehr komplexes Krankheitsbild. Es handelt sich nicht um eine Allergie oder Unverträglichkeit gegen Gluten, sondern um eine chronische Dünndarmerkrankung. Diagnostiziert wird die Zöliakie durch einen Bluttest, bei Erwachsenen zusätzlich durch eine Magen-Darm-Spiegelung mit Gewebeentnahme im oberen Dünndarm.

Schon kleinste Mengen Gluten setzen bei Betroffenen entzündliche Prozesse in der Darmschleimhaut in Gang. Die geschädigten Darmzotten können dann nicht mehr genügend Nährstoffe aus der Nahrung aufnehmen. Vielfältige gesundheitliche Beeinträchtigen sind die Folgen. U. a. besteht ein erhöhtes Osteoporoserisiko, weil über die geschädigte Darmwand auch Kalzium weniger gut aufgenommen wird. Tritt die Zöliakie erst nach dem 40. Lebensjahr auf bzw. wird erst zu diesem Zeitpunkt erkannt, besteht überdies ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Darmkrebs. Dieses Risiko besteht aber vor allem im 1. Jahr nach der Diagnose – also solange die Ernährung nicht konsequent umgestellt wird.

Betroffene müssen Gluten zu 100 % meiden. Leben Zöliakie-Erkrankte und Nicht-Betroffene in einem Haushalt, ist eine besondere Küchenhygiene und strikte Trennung von gemeinsam genutzten Lebensmitteln, wie z. B. Butter oder Aufstriche, ebenfalls notwendig. Nur so lässt sich eine Kontamination mit Gluten vermeiden. Dazu gehören auch getrennte Kochutensilien, Schneidebretter, Toaster sowie sorgfältig gereinigte Arbeits- und Tischflächen. Die genauen Ursachen für die Entstehung dieser Erkrankung sind noch nicht geklärt.

Information

Zöliakie bei Kindern

Auch Kinder können an Zöliakie erkranken. Erfahre, was die Symptome sind und wie du deinem Kind helfen kannst, mit der Erkrankung zu leben.

So gelingt eine gluten­arme oder gluten­freie Ernährung

Wenn du Zöliakie oder eine Weizenallergie hast, halte dich bitte ganz genau an deinen Ernährungsplan. Wenn du sensibel auf Weizen und glutenhaltige Produkte reagierst, hilft dir diese Auswahl an glutenfreien Nahrungsmitteln:

  • Gemüse, Obst, Kartoffeln, Hülsenfrüchte (Bohnen, Kichererbsen), Nüsse, Ölsaaten (Kürbiskerne, Leinsaat, Sonnenblumenkerne)
  • Reis, Mais, Hirse, sogenannte Pseudogetreide wie Buchweizen, Quinoa, Amaranth
  • Milch, Milchprodukte, Eier
  • Öle, Zucker, Honig, Kräuter
  • Fleisch (unverarbeitet), Geflügel, Fisch, Meeresfrüchte
  • Kaffee, Tee (nicht aromatisiert), Obstsäfte
  • Lebensmittel mit dem internationalen Glutenfrei-Symbol (durchgestrichene Ähre)

Koche möglichst selbst mit frischen und unverarbeiteten Zutaten – so kannst du Gluten als Zusatzstoff in deiner Nahrung vermeiden. Probiere neue Rezepte und finde heraus, was dir gut bekommt und schmeckt.

Sei vorsichtig, wenn du auswärts isst: Freund*innen kennen deine Unverträglichkeit oder Allergie bzw. Zöliakie im besten Fall und stellen sich darauf ein. Oder du bringst dir dein eigenes Essen mit. Ein Restaurantbesuch mit Zöliakie oder Glutensensitivität ist nicht unmöglich. Für viele Betroffene ist auswärts essen gehen aber oftmals keine Selbstverständlichkeit. Erkundige dich daher am besten vorher, ob das Lokal auf Unverträglichkeiten vorbereitet ist. Oder sprich die Mitarbeitenden vor Ort an, ob bzw. wie ihre Gerichte (glutenfrei) zubereitet werden können.

Special Services

Jetzt unser Online-Magazin entdecken!

Klick mal rein, es gibt einiges für dich zu sehen und zu lesen. Viel Spaß beim Stöbern!