Prokrastination überwinden

Prokrastination hat nichts mit Faulheit zu tun. Erfahre, warum wir Aufgaben aufschieben, welche Folgen das haben kann – und wie du Schritt für Schritt wieder handlungsfähig wirst.

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Prokrastination hat nichts mit Faulheit zu tun. Erfahre, warum wir Aufgaben aufschieben, welche Folgen das haben kann – und wie du Schritt für Schritt wieder handlungsfähig wirst.

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Prokrastination: Mehr als nur Faulheit

Fast jede*r kennt das Gefühl: Eigentlich müsstest du längst an einer wichtigen Aufgabe sitzen, doch plötzlich sind Aufräumen, Wäschewaschen oder der Griff zum Smartphone verlockender. Dieses ständige Aufschieben hat einen Namen: Prokrastination. Und es hat nichts mit Faulheit zu tun. Viele Menschen, die regelmäßig prokrastinieren, leiden unter Stress, Schuldgefühlen und Selbstvorwürfen. Der Druck steigt – und genau dadurch fällt es noch schwerer, endlich loszulegen.

Manche Muster des Aufschiebens entstehen schon in der Kindheit. Wenn Kinder sehr stark unter Druck gesetzt werden, etwa durch hohe Erwartungen oder ständige Kritik, entwickeln sie oft Angst vor Fehlern. Anstatt Neues auszuprobieren, vermeiden sie Aufgaben, um mögliche Misserfolge zu verhindern. Auch fehlende Struktur im Alltag kann dazu führen, dass Kinder keine Strategien lernen, wie man große Aufgaben in kleine Schritte zerlegt. Diese Erfahrungen prägen sich ein und können im Erwachsenenalter dazu beitragen, dass Prokrastination zu einem gewohnten Verhaltensmuster wird.

Auch biologische und psychologische Mechanismen spielen eine Rolle. Prokrastination hängt eng mit dem Belohnungssystem im Gehirn zusammen. Unangenehme Aufgaben aktivieren Stress oder Angst – und werden deshalb gemieden. Stattdessen suchen wir Tätigkeiten, die schnelle Belohnungen versprechen, wie Social Media oder kleine Alltagsaufgaben. Kurzfristig fühlt sich das besser an, langfristig wächst jedoch der Druck. Hinzu kommt, dass Menschen mit starker Prokrastination häufig zu Perfektionismus neigen: Aus Angst, nicht gut genug zu sein, fangen sie gar nicht erst an. Ähnliche Schwierigkeiten zeigen sich auch bei einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Betroffene kämpfen oft mit innerer Unruhe, Konzentrationsproblemen und fehlender Struktur – alles Faktoren, die Prokrastination zusätzlich begünstigen können.

Wann spricht man von Prokrastination?

Gelegentliches Aufschieben ist normal. Jede*r hat mal keine Lust, eine unangenehme Aufgabe sofort anzugehen. Von Prokrastination spricht man dann, wenn Aufschieben zur dauerhaften Strategie wird – und wenn wichtige Aufgaben so lange hinausgezögert werden, dass ernsthafte Probleme entstehen.

Abgrenzung zum normalen Aufschieben:

  • Normal: Du verschiebst es, deine Steuererklärung heute zu machen, weil schönes Wetter ist und du lieber spazieren gehst. Am nächsten Tag setzt du dich aber daran und schaffst es ohne größere Probleme.
  • Prokrastination: Du schiebst die Steuererklärung über Wochen immer wieder vor dir her, obwohl die Abgabefrist näher rückt. Stattdessen räumst du den Schreibtisch auf, putzt die Küche oder scrollst durch Social Media. Am Ende wächst der Druck so stark, dass du kaum noch anfangen kannst.

Wann wird es problematisch?

  • Aufgaben stapeln sich und verursachen starken Stress.
  • Wichtige Fristen werden regelmäßig verpasst.
  • Schuldgefühle und Selbstzweifel nehmen überhand.
  • Beruf, Studium oder Beziehungen leiden.

Wer ständig aufschiebt, gerät in eine Negativspirale: Je mehr Aufgaben liegenbleiben, desto größer wird der Druck. Schuldgefühle und Selbstkritik belasten zusätzlich. Manche Betroffene beschreiben es als „inneres Gefängnis“.

Langfristige Prokrastination kann Schlafprobleme, chronischen Stress und körperliche Beschwerden verstärken. Studien zeigen, dass Menschen mit stark ausgeprägtem Aufschiebeverhalten häufiger unter Ängsten, Depressionen oder Burn-out-Symptomen leiden. Auch bei einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gehört Prokrastination zu den typischen Schwierigkeiten.

Praktische Tipps gegen Aufschieberitis

Statt eine große Aufgabe als Berg zu sehen, zerlege sie in überschaubare Etappen. Jeder kleine Erfolg motiviert zum Weitermachen. Ein einfacher Trick, um zu beginnen, ist die 5-Minuten-Regel. Nimm dir vor, eine Aufgabe nur für wenige Minuten zu beginnen, z. B. für 3–5 min. Der Gedanke „Ich fange nur kurz an“ senkt die innere Hürde. Oft merkst du schon nach kurzer Zeit, dass es gar nicht so schwer ist, und machst automatisch weiter. Selbst wenn du nach wenigen Minuten aufhörst, hast du immerhin den 1. Schritt geschafft.

Feste Abgabefristen oder klar strukturierte Tagesabläufe helfen, aktiv zu werden. Plane feste Zeitfenster für wichtige Aufgaben und sorge dafür, dass sie verbindlich bleiben. Das gelingt besser, wenn du dich anderen gegenüber verpflichtest: Erzähle Freund*innen, Kolleg*innen oder deiner Familie von deinem Ziel oder verabrede dich mit jemandem, der ebenfalls an einer Aufgabe arbeitet. Manche nutzen digitale Tools, die Erinnerungen schicken oder den Bildschirm sperren, bis eine Aufgabe erledigt ist. So entsteht eine Art „sanfter Druck“, der hilft, Deadlines auch wirklich einzuhalten.

Schalte Push-Nachrichten aus, leg das Handy außer Reichweite oder nutze Apps, die Ablenkungen blockieren. So wird es leichter, bei der Sache zu bleiben.

Motiviere dich mit kleinen Belohnungen nach getaner Arbeit: ein Spaziergang, ein gutes Essen oder eine Serie am Abend. Dein Gehirn lernt so, dass es sich lohnt, Aufgaben anzupacken.

Erzähle Freund*innen von deinem Vorhaben oder nutze „Verabredungen zum Arbeiten“ (z. B. gemeinsame Lernzeiten). So überwindest du leichter deinen inneren Schweinehund.

Wann solltest du dir Hilfe holen und wo findest du sie?

Wenn Prokrastination dauerhaft deinen Alltag blockiert und du den Eindruck hast, Aufgaben gar nicht mehr bewältigen zu können, ist es Zeit, Unterstützung zu suchen. Typische Warnsignale:

  • Du verpasst regelmäßig wichtige Fristen und Termine.
  • Dein Studium, Job oder deine Beziehungen leiden spürbar.
  • Du schläfst schlecht oder bist ständig angespannt.
  • Schuldgefühle und Selbstvorwürfe nehmen überhand.

Wo bekommst du Unterstützung?

  • Hausärztin bzw. Hausarzt: Sie können eine 1. Einschätzung geben und dich an passende Fachstellen überweisen.
  • Psychotherapeut*innen: Besonders die kognitive Verhaltenstherapie hat sich als wirksam erwiesen, um Prokrastination zu behandeln. Dabei lernst du, ungünstige Denkmuster zu erkennen und durch hilfreiche Strategien zu ersetzen, z. B. Aufgaben besser zu planen oder nicht so perfektionistisch zu sein.
  • Beratungsstellen: An Hochschulen gibt es psychologische Beratungsangebote für Studierende, in vielen Städten auch allgemeine psychologische Beratungsdienste.
  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen kann entlastend sein und neue Ideen bringen.

Frühzeitig Hilfe zu suchen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein mutiger Schritt, um aus dem Kreislauf auszubrechen.

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