Erektions­störungen: Was tun?

Erektionsstörungen können viele Ursachen haben. Und: Sie sind kein Einzelfall. Wer die Hintergründe kennt und ärztlichen Rat sucht, kann besser verstehen, was im Körper passiert.

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Erektionsstörungen können viele Ursachen haben. Und: Sie sind kein Einzelfall. Wer die Hintergründe kennt und ärztlichen Rat sucht, kann besser verstehen, was im Körper passiert.

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Was sind Erektions­störungen?

Erektionsprobleme sind ein Thema, über das viele Männer nur ungern sprechen. Dabei sind sie weiter verbreitet, als man denkt, und in vielen Fällen behandelbar. Entscheidend ist, die Ursachen zu kennen und offen mit dem Problem umzugehen.

Von einer Erektionsstörung, medizinisch „erektile Dysfunktion“ genannt, spricht man, wenn ein Mann über einen längeren Zeitraum regelmäßig keine ausreichende Erektion bekommt oder aufrechterhalten kann, um Geschlechtsverkehr zu haben. Gelegentliche Schwierigkeiten sind dagegen völlig normal und meist kein Grund zur Sorge.

So viele Männer sind von Erektions­störungen betroffen

Erektionsstörungen sind keine Seltenheit: Schätzungen zufolge sind in Deutschland mehrere Millionen Männer betroffen. Wie viele es genau sind, lässt sich allerdings schwer sagen. Viele sprechen aus Scham nicht darüber und suchen keine ärztliche Hilfe. Expert*innen gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.

Während bei jüngeren Männern oft psychische Faktoren wie Stress, Leistungsdruck oder Beziehungsprobleme im Vordergrund stehen, spielen mit zunehmendem Alter körperliche Ursachen eine größere Rolle.

Ab 60 Jahren häufen sich bei Männern regelmäßig Schwierigkeiten, eine Erektion zu bekommen oder aufrechtzuerhalten. Risikofaktoren sind vor allem chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Leiden, aber auch Übergewicht, Rauchen, Bewegungsmangel und übermäßiger Alkoholkonsum.

Wichtig: Erektionsprobleme können ein frühes Warnsignal für Gefäßerkrankungen sein. Manchmal zeigen sie sich sogar, bevor Herz- oder Kreislaufprobleme spürbar werden. Deshalb lohnt es sich doppelt, Beschwerden ernst zu nehmen und ärztlich abklären zu lassen.

Ursachen: Körper und Psyche im Zusammen­spiel

Erektionsstörungen können viele Ursachen haben. Oft greifen körperliche und psychische Faktoren ineinander.

Körperliche Ursachen

  • Durchblutungsstörungen: Häufig steckt eine Gefäßerkrankung wie Arteriosklerose dahinter. Sie kann die Blutversorgung der Schwellkörper verschlechtern.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck oder eine koronare Herzkrankheit können die Gefäßfunktion beeinträchtigen.
  • Diabetes mellitus: Schädigt Nerven und kleine Blutgefäße, die für die Erektion wichtig sind.
  • Hormonstörungen: Ein Mangel an Testosteron kann die Potenz und Libido beeinflussen.
  • Neurologische Erkrankungen oder Verletzungen: Multiple Sklerose, Rückenmarksverletzungen oder Parkinson.
  • Medikamente und Nebenwirkungen: Einige Arzneimittel, z. B. Antihypertensiva oder Antidepressiva, können die Erektionsfähigkeit beeinflussen.
  • Lebensstilfaktoren: Rauchen, übermäßiger Alkoholkonsum, Bewegungsmangel und Übergewicht erhöhen das Risiko.

Psychische Ursachen

  • Stress, Leistungsdruck oder Ängste
  • Depressionen oder Angststörungen
  • Konflikte in der Partnerschaft oder Kommunikationsprobleme
  • Sexuelle Traumata oder negative Erfahrungen

Oft verstärkt sich ein Kreislauf: Die Angst vor dem Versagen führt zu noch mehr Druck und die Erektion bleibt erneut aus – oder erlahmt.

Auswirkungen auf Psyche und Partner­schaft

Erektionsstörungen belasten nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern oft auch die Beziehung. Viele Männer erleben Scham, Versagensängste oder den Wunsch, sich zurückzuziehen. Dahinter steckt häufig die Sorge, die Partnerin oder den Partner zu enttäuschen. Auf der anderen Seite fühlen sich manche Partner*innen verunsichert oder gar zurückgewiesen. Besonders, wenn das Thema unausgesprochen bleibt.

Wichtig ist, offen über die Situation zu sprechen. Auch wenn das Überwindung kostet. Ein ehrliches Gespräch kann helfen, Missverständnisse aufzuklären und Druck aus der Beziehung zu nehmen. Wenn beide verstehen, dass es sich um ein medizinisches oder psychisches Problem handelt und nicht um fehlendes Begehren, entsteht Raum für Vertrauen und Nähe. Offenheit ist damit oft der 1. Schritt, um das Thema gemeinsam anzugehen und wieder Sicherheit in die Partnerschaft zu bringen.

Diagnose und erste Schritte

Wenn du über längere Zeit Erektionsprobleme hast, wende dich an deine Hausärztin bzw. deinen Hausarzt. Sie können erste Untersuchungen durchführen und dich gegebenenfalls an eine Urologin bzw. einen Urologen überweisen. Je nach Ursache können auch ein*e Endokrinolog*in oder ein*e Psychotherapeut*in weiterhelfen. Endokrinolog*innen sind auf Hormon- und Stoffwechselstörungen spezialisiert, z. B. wenn ein Testosteronmangel, eine Schilddrüsenerkrankung oder Probleme mit der Hypophyse oder Nebenniere als Ursache infrage kommen.

Die Ärztin bzw. der Arzt wird abklären, ob Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes oder hormonelle Probleme vorliegen. Oft sind Bluttests und eine körperliche Untersuchung notwendig.

In der Diagnostik werden unter anderem folgende Schritte durchgeführt:

  • Grundlagen-Anamnese und Medikamentenanamnese
  • Körperliche Untersuchung, insbesondere urologisch
  • Bluttests, z. B. Hormonspiegel und Stoffwechselwerte
  • Gegebenenfalls Gefäßdiagnostik und bildgebende Verfahren
  • Psychologische Abklärung, wenn psychische Faktoren vermutet werden

Behandlungs­möglich­keiten

Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Möglichkeiten sind:

  • Lebensstiländerungen: Mehr Bewegung, ausgewogene Ernährung, Rauchstopp, Gewichtsreduktion und Alkohol in Maßen
  • Medikamente: Sogenannte PDE-5-Hemmer verbessern die Durchblutung im Penis. Wichtig: Nimm solche Präparate niemals ohne ärztliche Rücksprache ein. Sie können gefährliche Wechselwirkungen haben, etwa mit Herzmedikamenten.
  • Psychotherapie oder Sexualtherapie: Hilft bei psychisch bedingten Erektionsstörungen.
  • Hormontherapie: Bei nachgewiesenem Testosteronmangel
  • Hilfsmittel und invasive Optionen: Vakuumpumpen, Schwellkörper-Implantate oder operative Gefäßmaßnahmen können eine Option sein, wenn andere Therapien nicht helfen.

Potenzmittel: Immer ärztlich abklären

Auch wenn PDE-5-Hemmer leicht über das Internet zu bekommen sind: Verzichte auf Selbstmedikation. Produkte aus unseriösen Quellen können gefälscht und gesundheitsschädlich sein. Außerdem muss eine Ärztin oder ein Arzt prüfen, ob sie für dich geeignet sind.

Tipps, mit Erektions­störungen umzugehen

Erektionsprobleme sind kein persönliches Versagen. Offenheit hilft, Scham abzubauen und Missverständnisse zu vermeiden. Wenn du ansprichst, was dich beschäftigt, kann dein Gegenüber besser verstehen, was los ist, und dich unterstützen. Das muss kein großes „Geständnis“ sein. Wichtig ist nur, ehrlich zu sagen, was dich beschäftigt, z. B. so:

  • „Ich merke, dass es in letzter Zeit mit der Erektion nicht so klappt wie sonst. Das verunsichert mich.“
  • „Ich habe Angst, dass du denkst, ich hätte keine Lust mehr auf dich, aber das stimmt nicht.“
  • „Ich will das nicht totschweigen, sondern verstehen, was dahintersteckt. Vielleicht kannst du mich dabei unterstützen.“

Der 1. Schritt fällt vielen schwer, weil das Thema so intim ist. Mach dir bewusst: Ärztinnen und Ärzte sprechen regelmäßig über Sexualität. Für sie ist das Routine. Du kannst dir vor dem Termin überlegen, was du beobachtet hast, z. B. seit wann die Probleme bestehen, ob sie regelmäßig auftreten, ob Medikamente oder Stress eine Rolle spielen.

„Ich habe seit einiger Zeit Erektionsprobleme und würde das gern abklären lassen.“

„Können Erektionsstörungen bei mir körperliche Ursachen haben?“

Sexualität besteht nicht nur aus Penetration. Nähe, Zärtlichkeit und Vertrauen sind auf vielen Wegen möglich. Etwa durch Kuscheln, gegenseitige Berührungen oder bewusste Zeit zu zweit ohne Leistungsdruck. Oft hilft es, den Fokus von „funktionieren müssen“ auf das gemeinsame Erleben zu verlagern. Das kann entspannen und sogar dazu beitragen, dass die Erektion wieder spontaner entsteht.

Psychotherapeutische Hilfe kann entlasten, vor allem wenn Stress, Ängste oder Konflikte eine Rolle spielen. Auch Paartherapie ist sinnvoll, wenn beide unter der Situation leiden. Dort lernst du, offen über Bedürfnisse zu sprechen und Strategien zu entwickeln, um Nähe und Sexualität neu zu gestalten.

Es kann helfen zu sehen, dass du nicht allein bist. In Selbsthilfegruppen tauschen sich Männer über ihre Erfahrungen aus – offen oder anonym. Adressen und Online-Angebote findest du z. B. in der NAKOS-Datenbank, der zentralen Anlaufstelle für Selbsthilfegruppen in Deutschland.

Mentale Gesundheit

Unkomplizierte Hilfe bei psychischen Belastungen

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