Psychische Gesundheit bei Männern

Depressionen bei Männern werden seltener diagnostiziert als bei Frauen. Experten vermuten allerdings eine hohe Dunkelziffer. Wir zeigen, warum psychische Erkrankungen bei Männern leider oft ein Tabu sind und wie es leichter fällt offener damit umzugehen.

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Depressionen bei Männern werden seltener diagnostiziert als bei Frauen. Experten vermuten allerdings eine hohe Dunkelziffer. Wir zeigen, warum psychische Erkrankungen bei Männern leider oft ein Tabu sind und wie es leichter fällt offener damit umzugehen.

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Gesundheitsbewusstsein

In der heutigen Zeit beschäftigen wir uns immer mehr mit der eigenen Gesundheit, wir nutzen Apps, um unsere Schritte zu zählen oder unsere sportliche Aktivität zu tracken, gehen zum Yoga für mehr Entspannung oder denken über unsere Ernährung nach, auch im Hinblick auf Nachhaltigkeit. Im Vergleich zeigt sich, dass Männer ein geringeres Interesse an Gesundheitsthemen aufweisen und sich weniger mit der eigenen Gesundheit auseinandersetzen. Doch woran könnte das liegen - vor allem im Hinblick auf psychische Erkrankungen?

Unterschiede Männer und Frauen

Lebenserwartung

Wirft man einen Blick auf die durchschnittliche Lebenserwartung, zeigt sich, dass diese bei Männern noch immer geringer ist als bei Frauen. 2022 lag die Lebenserwartung laut dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) bei Männern bei 78,1 Jahren und bei Frauen bei 82,8 Jahren.

Die niedrigere Lebenserwartung ist weniger auf biologischen Faktoren zurückzuführen als auf das gesundheitliche Verhalten. Einige Gesundheitsrisiken wie Rauchen, Alkoholkonsum, geringere Teilnahme an Präventionsmaßnahmen oder Vorsorgeuntersuchen sind eher bei Männern zu beobachten.

Psychische Erkrankungen

Auch im Hinblick auf psychische Erkrankungen zeigen sich Unterschiede. Jeder Mensch erlebt Stress und Überforderung anders. Es gibt daher individuelle und geschlechterspezifische Unterschiede in der Symptomatik einer Krankheit.

Aus dem Faktenblatt Männergesundheit der BZgA geht hervor, das in Deutschland 7,5 % der befragten Männer innerhalb der letzten 2 Wochen depressive Symptome hatten. Der Wert liegt bei den befragten Frauen mit 8,8 % etwas höher. 7,8 % der Männer geben an, dass bei ihnen jemals eine Depression diagnostiziert wurde. Hier ist der Wert der befragten Frauen mit 15,4 % sogar gut doppelt so hoch. Sind Frauen also anfälliger für psychische Erkrankungen?

Eine Statistik zur „Todesursache Suizide“ des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass vermutlich mehr Männer psychischen Belastungen ausgesetzt sind als offiziell diagnostiziert. Denn ca. 75 % der Suizide in Deutschland wurden 2021 von Männern begangen. Es scheint also eine hohe Dunkelziffer an Männern zu geben, die unter psychischen Problemen leiden.

Mental Load bei Männern

Psychische Belastungen können bereits im Alltag auftreten. Die Organisation und Planung von Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Haushalt und im Leben können zu Stress und Überforderung führen. Diese vielfach unsichtbare Last wird als Mental Load bezeichnet.

Auch wenn sich die stereotypischen Rollenbilder mehr und mehr verschieben, betrifft Mental Load Frauen oft stärker. Sie übernehmen häufig noch immer die Hauptverantwortung für diese Art von Arbeit. Dennoch können auch Männer von Mental Load betroffen sein. Dies kann sich z. B. auf folgende Lebensbereiche beziehen:

  • Beruf und Karriere: Die vielfältigen Aufgaben und Verantwortlichkeiten im Berufsleben, können reichlich Energie und Gedanken in Anspruch nehmen. Die Sorge um beruflichen Erfolg und Karriereentwicklung kann eine mentale Belastung sein, vor allem, wenn der Mann Haupt- oder Alleinverdiener einer Familie ist.
  • Vaterrolle: Väter machen sich häufig Gedanken darüber, wie sie Zeit mit ihren Kindern verbringen, Erziehungsaufgaben erfüllen und den Bedürfnissen ihrer Familie und gleichzeitig ihres Jobs gerecht werden können. Dies kann zu einem hohen Mental Load führen.
  • Partnerschaftliche Beziehungen: In modernen Beziehungen teilen viele Paare die Verantwortung für Haushaltsaufgaben und Kinderbetreuung. Männer können sich Sorgen darüber machen, ob sie ihren Teil der Arbeit erfüllen und wie sie zur Organisation des Familienlebens beitragen können.
  • Soziale Verpflichtungen: Männer sind oft in soziale Verpflichtungen eingebunden, sei es in Bezug auf Freundschaften, Vereine, Familie oder gesellschaftliche Erwartungen. Diese Verpflichtungen können zusätzlichen mentalen Druck erzeugen.

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Diagnose Depression bei Männern

Werden psychische Belastungen zu hoch, kann dies zu einer Depression führen. Gesellschaftlich gesehen hält sich noch immer der Stereotyp des „starken Mannes“ hartnäckig. Dies führt dazu, dass Gesundheit von Männern häufig durch die „Abwesenheit von Krankheit“ definiert wird. Männer mit Depression werden oft als unmännlich angesehen und stehen im Gegensatz zu der männlichen Rollenidentität. Der Stereotyp besagt, dass Männer belastbar und resistent gegen Stress sein müssen. Sie müssen stark und unabhängig sein, Gefahren abwehren und dürfen Sorgen, Ängste und Schmerzen nicht zulassen.

Arztbesuche werden häufig hinausgezögert und Vorsorgeangebote nicht in Anspruch genommen. Auch depressive Symptome werden von Männern selbst erst spät oder gar nicht wahrgenommen. Meist schildern sie eher körperliche Symptome die mit einer Depression oder depressiven Verstimmung einhergehen können. Die Herausforderung für Männer sich eine Depression einzugestehen und professionelle Hilfe zu suchen ist daher deutlich größer als für Frauen.

Symptome einer Depression

Typische Anzeichen und Symptome einer Depression sind:

  • Wenig Energie, Antriebslosigkeit und Schlafstörungen
  • Sozialer Rückzug
  • Allgemeine Unzufriedenheit, Traurigkeit und Verzweiflung
  • Emotionslosigkeit und Interessenlosigkeit
  • Sich selbst wertlos fühlen
  • Appetitlosigkeit und Gewichtsabnahme
  • Selbstmordgedanken

Bei Männern können dazu vor allem diese Symptome auftreten:

  • Gereiztheit und Wut, sowie Aggressivität
  • Erhöhte Risikobereitschaft
  • Konzentrationsprobleme
  • Wenig bis kein sexuelles Interesse oder Potenzprobleme
  • Flucht in eine Sucht wie Alkohol-, Drogen- oder Spielsucht

Fördere deine psychische Gesundheit aktiv

Beschäftige dich mit den Themen, die dich belasten. Denn nur so kannst du Überforderung, Stress und depressiven Stimmungen entgegenwirken. Probiere diese Maßnahmen doch einfach mal aus:

Eine der wichtigsten Maßnahmen ist, über Gefühle und Sorgen zu sprechen. Das kann bei Freunden, Familienmitgliedern oder einem Therapeuten sein. Das Teilen von Gedanken und Emotionen kann eine enorme Erleichterung sein und ist nichts für das man sich schämen muss.

Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf sind entscheidend, um Stress abzubauen. Körperliche Aktivitäten können ebenfalls helfen, deine Stimmung zu heben und Stresshormone zu reduzieren.

Wenn du im Job dauerhaft überlastet bist, spreche mit deinem Arbeitgeber. Zeige ihm auf, dass du mehr Zeit auf der Arbeit verbringst als du vertraglich müsstest. Verdränge die Belastung nicht, sondern gehe sie aktiv an.

Wenn Existenzsorgen auf beruflichen Problemen basieren, investiere in deine berufliche Weiterentwicklung. Bilde dich fort und verbessere deine Fähigkeiten und Qualifikationen, um Karrierechancen zu erhöhen. Wenn du das Gefühl hast, der Job macht dich auf Dauer sehr unglücklich, lass dich beraten. Es gibt viele Möglichkeiten für eine berufliche Umorientierung.

Es ist gut den Überblick zu haben. Erstelle daher einen Finanzplan, um deine finanzielle Sicherheit zu gewährleisten. Leg dir ein Budget und ein Sparziel fest. Wichtig ist einen finanziellen Puffer für Notfälle zu haben, um unerwarteten finanziellen Stress zu minimieren.

Es gibt Stressmanagement- und Entspannungs-Techniken die du lernen kannst, z. B. Meditation, Atemübungen, Progressive Muskelentspannung oder Yoga. Diese Praktiken können helfen, Stress abzubauen und Ruhe zu finden.

Effektives Zeitmanagement kann helfen, den Stress im Zusammenhang mit beruflichen und familiären Verpflichtungen zu reduzieren. Setze dir Prioritäten und organisiere deinen Tag, um Überlastung zu vermeiden. Zögere auch nicht, andere Leute um Hilfe zu bitten.

Es hilft zu wissen, dass du nicht alleine bist. Pflege daher enge soziale Beziehungen und verbringe Zeit mit Freunden und Familie. Das soziale Netzwerk kann als Puffer gegen Stress und Sorgen dienen.

Baue bewusst Aktivitäten in deinen Wochenplan ein, die dir Spaß machen. Egal ob Fußballspielen, Radfahren oder Zeit mit Freunden oder Familie verbringen. Diese Ablenkungen können helfen, den Geist zu beruhigen und positive Emotionen zu fördern. Nimm dir auch Zeit für dich selbst und genieße Me-Time beim Lesen, Musik hören, oder einem langen Spaziergang.

Wenn Stress und Existenzsorgen überwältigend sind, scheue nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Ein Therapeut oder Psychiater kann dich bei der Bewältigung deiner Probleme unterstützen.

Es ist wichtig zu beachten, dass es keine Einheitslösung für alle gibt, und jeder Mensch unterschiedliche Bedürfnisse hat. Finde die Strategien, die am besten zu deiner Situation passen, und zögere nicht, um Hilfe zu bitten, wenn du diese benötigst.

Mentale Gesundheit

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Mentale Gesundheit

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